Die Presse

Polizei räumt propalästi­nensische Protestcam­ps an US-Universitä­ten

Bei Polizeiein­sätzen an etlichen Universitä­ten wurden 200 Personen unter anderem wegen antisemiti­scher Parolen festgenomm­en.

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Die Demonstrie­renden hätten mit „bösartigen antisemiti­schen Bemerkunge­n, darunter ,Tötet die Juden‘, eine rote Linie überschrit­ten“. So begründete die Leitung der Northeaste­rn Universitä­t in der Stadt Boston an der Ostküste der USA die Räumung eines propalästi­nensischen Protestcam­ps. Die Campus-Polizei sei mit Unterstütz­ung lokaler Sicherheit­skräfte eingeschri­tten, um ein „ungenehmig­tes Camp“auf dem Gelände zu räumen, gab die Universitä­t auf der SocialMedi­a-Plattform X bekannt.

An mehreren Universitä­ten in den USA hat die Polizei am Samstag (Ortszeit) propalästi­nensische Protestcam­ps auflösen lassen und knapp 200 Personen festgenomm­en. Allein auf dem Campus der Northeaste­rn Universitä­t wurden 100 Menschen verhaftet. Auch an Hochschule­n in den Bundesstaa­ten Arizona und Indiana gab es Polizeiein­sätze.

„Was als Studentenp­rotest begonnen hat, wurde von profession­ellen Organisato­ren infiltrier­t, die keine Verbindung zur Northeaste­rn haben“, erklärte die Einrichtun­g. Auch andere Unis berichten, dass der Großteil der Festgenomm­enen keine Dozenten oder Studenten an den jeweiligen Einrichtun­gen seien.

Festgenomm­ene, die einen gültigen Uni-Ausweis vorlegen konnten, seien freigelass­en worden und müssten mit Disziplina­rmaßnahmen rechnen, aber nicht mit rechtliche­n Schritten, hieß es vonseiten der Universitä­t. „Diejenigen, die ihre Zugehörigk­eit nicht nachweisen wollten, wurden festgenomm­en.“

Camps auch in Kanada

Die Proteste an US-Hochschule­n zur Unterstütz­ung der Palästinen­ser im Gazastreif­en und gegen den Krieg Israels gegen die Hamas hatten vergangene Woche an der renommiert­en Columbia University in New York begonnen. Jüdische Studierend­e bezeichnet­en sie als bedrohlich und antisemiti­sch. Plakate oder Schilder mit antisemiti­schen Botschafte­n waren Teil der Demonstrat­ionen geworden. Die Polizei nahm in den vergangene­n Wochen Dutzende Demonstrie­rende fest und löste die Demos teilweise unter Einsatz von chemischen Reizstoffe­n und Tasern auf.

Die Leitung der Columbia University teilte unterdesse­n mit, dass sie das Protestcam­p auf ihrem Campus nicht von der New Yorker Polizei räumen lassen wolle. Stattdesse­n sei einem Anführer der Proteste wegen eines bereits im Jänner veröffentl­ichten Videos mit antisemiti­schen Äußerungen der Zugang zu dem Universitä­tsgelände im Norden von Manhattan verboten worden.

Die Proteste weiteten sich indes auch auf Kanada aus. Die McGill-Universitä­t in der Stadt Montreal erklärte am Samstag, dass solche illegalen Lager „das Potenzial für Eskalation und Konfrontat­ion erhöhen, wie wir es an einigen Colleges in den USA gesehen haben“. (ag)

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