Australier protestieren gegen Femizide
Alle vier Tage wird in Australien eine Frau ermordet. Demonstrierende fordern nationalen Plan.
Zuletzt war es eine Messerattacke eines psychisch kranken Mannes in einem Einkaufszentrum in Sydney gewesen. Die Tat hatte in Australien für Entsetzen gesorgt: Der 40-Jährige tötete fünf Frauen und einen Mann, bevor er von einer Polizistin erschossen wurde. Er war gezielt gegen Frauen vorgegangen.
Und erst kürzlich war eine vierfache Mutter von ihrem Lebensgefährten ermordet worden. Der Täter steckte nach dem Mord das Haus in Brand, um die Tat zu verschleiern.
Eine Welle der Gewalt gegen Frauen hat in ganz Australien am Sonntag zu Protestmärschen geführt. In Canberra versammelten sich Tausende zu einer Kundgebung. Die Demonstranten fordern, geschlechtsspezifische Gewalt zum nationalen Notstand zu erklären und bestehende Gesetze zu verschärfen.
Premierminister Anthony Albanese, der sich am Sonntag in Canberra
mit einer Rede an die Protestierenden wandte, betonte, dass es sich um eine nationale Krise handle. „Wir müssen die Kultur, die Einstellungen, das Rechtssystem und die Herangehensweise ändern“, sagte er. „Wir müssen sicherstellen, dass es nicht an den Frauen liegt, sondern auch an den Männern, das Verhalten der Männer zu ändern.“
27 Femizide in 119 Tagen
Albanese hat geschlechtsspezifische Gewalt wiederholt als Epidemie bezeichnet. Allerdings ist die Regierung – die selbst wegen sexuellen Fehlverhaltens einiger Mitglieder im Jahr 2021 massiv in Kritik geriet – die Umsetzung geforderter Maßnahmen bis jetzt schuldig geblieben.
In Australien wurde in diesem Jahr bisher durchschnittlich alle vier Tage eine Frau getötet. In den ersten 119 Tagen des Jahres waren es 27 Femizide. (ag)