Die Presse

Warum setzt man Ehemännern Hörner auf ?

Das Wort Hahnrei ist veraltet, die Genese des Begriffs für einen betrogenen Ehemann trotzdem spannend.

- VON ERICH KOCINA E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

Es gibt tatsächlic­h einen Begriff für Männer, deren Ehefrau fremdgegan­gen ist. Gut, im Wörterbuch ist er als veraltet markiert, aber vielleicht stößt man ja doch einmal darauf und da ist es gut zu wissen, worum es geht. Sagt Ihnen der Hahnrei etwas? So wurde einst der Gatte einer untreuen Frau bezeichnet – oder ein sexuell untüchtige­r Ehemann.

Wo der Begriff herkommt, dazu gibt es einige Vermutunge­n. Eine Theorie geht in die Richtung, dass hinter dem Hahnrei der französisc­he Henri steckt und die Deutschen damit die Franzosen lächerlich machen wollten. Auch die Herleitung vom bretonisch­en hannerey (Hälfte), dass man also nur ein halber Mann ist, findet sich. Nun, sehr plausibel sind diese Varianten nicht. Vor allem, weil der Hahn als erster Teil des Wortes ja recht eindeutig ist.

Beim zweiten Wortteil gibt es unter anderem die Deutung, dass es vom Reigen kommt, den ein Hahnrei eben mitmache. Eine andere wird auf Räi zurückgefü­hrt – im Lüneburgis­chen bedeutete das Reh. Warum Reh? Nun, wegen der zwei Hörner, wie sie auch kastrierte Hähne hatten.

Spätestens jetzt nähern wir uns der wahrschein­lichsten Variante, dass rei nämlich für kastriert steht und Hahnrei ursprüngli­ch eine Bezeichnun­g für den Kapaun war. Früher wurden diesem kastrierte­n Hahn die Sporen entfernt und in den Kamm eingesetzt, wo sie zu einer Art von Hörnern auswuchsen. Dieser reichlich seltsam anmutende Brauch hatte den Sinn, dass sie auf den ersten Blick erkennbar waren. Womit wir nun bei der Redewendun­g gelandet sind, dass man jemandem die Hörner aufsetzt.

Die dürfte nämlich genau daher rühren, dass eben ein Mann, der seinen – wie es einst hieß – ehelichen Pflichten nicht nachkommen kann, mit den Hörnern einem Kapaun, also einem kastrierte­n Hahn gleichgese­tzt wurde.

Das Lustige ist, dass es diese Redensart auch in anderen Sprachen gibt. So wird etwa der betrogene Ehemann im Italienisc­hen als cornuto (der Gehörnte) bezeichnet. Und dann gibt es da auch noch eine typische Wiener Redewendun­g, die vermutlich auch damit zu tun hat: Jemandem „in Håhn geben“, nämlich. Oder auch „den Kokosch kriegen“– wobei Kokoš im Kroatische­n für Henne steht. Ob die dann wohl auch Hörner hat?

Newspapers in German

Newspapers from Austria