Integration macht Österreichern im Wahljahr Sorgen
Die Österreicher sehen die Situation rund um Fragen der Zuwanderung und des Zusammenlebens mit Zuwanderern und Geflüchteten kritisch. Sie finden auch, dass Integration keine Einbahnstraße ist und Vorurteile ein Problem sind.
Dieser Tage läuft mit der Präsentation der verschiedenen Wahlprogramme der EU-Wahlkampf endgültig an. Eines der Hauptthemen ist dabei einmal mehr die Zuwanderung. Entsprechend interessant sind die Ergebnisse des aktuellen Integrationsbarometers, das heute, Dienstag, veröffentlicht wird und dessen Ergebnisse der „Presse“vorab vorliegen.
Im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) hat das Institut von Meinungsforscher Peter Hajek 1000 österreichische Staatsbürger zum Zusammenleben von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund befragt. Im Bereich „Zuwanderung, Integration und internationale Konflikte“bereiten den Menschen die Verbreitung des politischen Islam und die Integration von Flüchtlingen und Zuwanderern die meisten Sorgen. Das erste Mal abgefragt wurde auch die Eskalation der Lage im Nahen Osten. Dazu hält Hajek fest, die Österreicher würden hier zwar Empathie zeigen, aber:
„Die Lage in Gaza versetzt die Menschen in Österreich nicht in große Sorgen.“
Inflation führt Sorgenliste an
Noch mehr als die Zuwanderung belastet die Befragten laut Barometer aber die Inflation, also die Preise für Strom, Heizen und Lebensmittel. Sehr oft genannt wurden auch der
Zustand des Gesundheitssystems und der Klimawandel.
Nach ihrer Beurteilung des Zusammenlebens zwischen Österreichern und Zuwanderern gefragt, waren die Österreicher traditionell gespalten. „Eine sehr österreichische Situation, irgendeiner raunzt immer“, sagt dazu Hajek. 2022 gab es dann angesichts des Angriffs Russlands
auf die Ukraine und die Fluchtbewegung in der Wahrnehmung der Befragten eine Verbesserung. Seit April 2022 geht die Schere aber weiter auseinander. Im März 2024 beurteilten die Situation nun 61 Prozent als schlecht, 34 Prozent als gut.
Gerade das Zusammenleben mit Muslimen sehen die Österreicher kritisch, allerdings verändert sich der Wert im zeitlichen Verlauf nur geringfügig. Die Flüchtlinge aus der Ukraine werden hingegen positiver betrachtet als andere Gruppen. Die Sorge, sie könnten den Sozialstaat ausnutzen, gibt es bei den Ukrainern in einem viel geringeren Ausmaß. Probleme im Zusammenleben zwischen Zuwanderern und Österreichern sehen die meisten im Hinblick auf die Einstellung gegenüber Frauen sowie politischen Islam und Radikalisierung.
Maßnahmenausbau
Und: „Die Österreicher sehen auch, dass Integration keine Einbahnstraße ist“, sagt Hajek. So empfinden 19 Prozent der Befragten auch Vorurteile und Ablehnung seitens der Österreicher als „sehr großes Problem“. Traditionell würden in Österreich Zugewanderte, die entsprechend Deutsch sprechen und arbeiten, aber akzeptiert. Im Hinblick darauf sagt Barbara Stewart, die stellvertretende Leiterin des Wissensmanagements im ÖIF, man habe die Maßnahmen zur Arbeitsmarktintegration und zum berufsbegleitenden Deutschlernen ausgebaut.
Von parteipolitischer Seite stehen nicht zuletzt angesichts des Wahlkampfs einige Vorschläge im Raum. Sehr viel Zustimmung gibt es für die Idee, Sozialleistungen an Deutschkenntnisse zu knüpfen, die Migranten innerhalb einer bestimmten Frist erwerben müssen. Eine Obergrenze von Menschen, die pro Jahr in Österreich Asyl beantragen dürfen, hat so breite Zustimmung, dass Hajek festhält: „Auch Wähler von Mitte-links-Parteien“dürften dafür sein. Dass der Wahlkampf die Positionen hinsichtlich Integration maßgeblich verändern wird, glaubt der Meinungsforscher übrigens nicht. Die Positionen seien in Österreich relativ verfestigt.