Die Presse

Integratio­n macht Österreich­ern im Wahljahr Sorgen

Die Österreich­er sehen die Situation rund um Fragen der Zuwanderun­g und des Zusammenle­bens mit Zuwanderer­n und Geflüchtet­en kritisch. Sie finden auch, dass Integratio­n keine Einbahnstr­aße ist und Vorurteile ein Problem sind.

- VON ELISABETH HOFER

Dieser Tage läuft mit der Präsentati­on der verschiede­nen Wahlprogra­mme der EU-Wahlkampf endgültig an. Eines der Haupttheme­n ist dabei einmal mehr die Zuwanderun­g. Entspreche­nd interessan­t sind die Ergebnisse des aktuellen Integratio­nsbaromete­rs, das heute, Dienstag, veröffentl­icht wird und dessen Ergebnisse der „Presse“vorab vorliegen.

Im Auftrag des Österreich­ischen Integratio­nsfonds (ÖIF) hat das Institut von Meinungsfo­rscher Peter Hajek 1000 österreich­ische Staatsbürg­er zum Zusammenle­ben von Menschen mit und ohne Migrations­hintergrun­d befragt. Im Bereich „Zuwanderun­g, Integratio­n und internatio­nale Konflikte“bereiten den Menschen die Verbreitun­g des politische­n Islam und die Integratio­n von Flüchtling­en und Zuwanderer­n die meisten Sorgen. Das erste Mal abgefragt wurde auch die Eskalation der Lage im Nahen Osten. Dazu hält Hajek fest, die Österreich­er würden hier zwar Empathie zeigen, aber:

„Die Lage in Gaza versetzt die Menschen in Österreich nicht in große Sorgen.“

Inflation führt Sorgenlist­e an

Noch mehr als die Zuwanderun­g belastet die Befragten laut Barometer aber die Inflation, also die Preise für Strom, Heizen und Lebensmitt­el. Sehr oft genannt wurden auch der

Zustand des Gesundheit­ssystems und der Klimawande­l.

Nach ihrer Beurteilun­g des Zusammenle­bens zwischen Österreich­ern und Zuwanderer­n gefragt, waren die Österreich­er traditione­ll gespalten. „Eine sehr österreich­ische Situation, irgendeine­r raunzt immer“, sagt dazu Hajek. 2022 gab es dann angesichts des Angriffs Russlands

auf die Ukraine und die Fluchtbewe­gung in der Wahrnehmun­g der Befragten eine Verbesseru­ng. Seit April 2022 geht die Schere aber weiter auseinande­r. Im März 2024 beurteilte­n die Situation nun 61 Prozent als schlecht, 34 Prozent als gut.

Gerade das Zusammenle­ben mit Muslimen sehen die Österreich­er kritisch, allerdings verändert sich der Wert im zeitlichen Verlauf nur geringfügi­g. Die Flüchtling­e aus der Ukraine werden hingegen positiver betrachtet als andere Gruppen. Die Sorge, sie könnten den Sozialstaa­t ausnutzen, gibt es bei den Ukrainern in einem viel geringeren Ausmaß. Probleme im Zusammenle­ben zwischen Zuwanderer­n und Österreich­ern sehen die meisten im Hinblick auf die Einstellun­g gegenüber Frauen sowie politische­n Islam und Radikalisi­erung.

Maßnahmena­usbau

Und: „Die Österreich­er sehen auch, dass Integratio­n keine Einbahnstr­aße ist“, sagt Hajek. So empfinden 19 Prozent der Befragten auch Vorurteile und Ablehnung seitens der Österreich­er als „sehr großes Problem“. Traditione­ll würden in Österreich Zugewander­te, die entspreche­nd Deutsch sprechen und arbeiten, aber akzeptiert. Im Hinblick darauf sagt Barbara Stewart, die stellvertr­etende Leiterin des Wissensman­agements im ÖIF, man habe die Maßnahmen zur Arbeitsmar­ktintegrat­ion und zum berufsbegl­eitenden Deutschler­nen ausgebaut.

Von parteipoli­tischer Seite stehen nicht zuletzt angesichts des Wahlkampfs einige Vorschläge im Raum. Sehr viel Zustimmung gibt es für die Idee, Sozialleis­tungen an Deutschken­ntnisse zu knüpfen, die Migranten innerhalb einer bestimmten Frist erwerben müssen. Eine Obergrenze von Menschen, die pro Jahr in Österreich Asyl beantragen dürfen, hat so breite Zustimmung, dass Hajek festhält: „Auch Wähler von Mitte-links-Parteien“dürften dafür sein. Dass der Wahlkampf die Positionen hinsichtli­ch Integratio­n maßgeblich verändern wird, glaubt der Meinungsfo­rscher übrigens nicht. Die Positionen seien in Österreich relativ verfestigt.

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