Die Presse

Rückzug westlicher Unternehme­n aus Russland

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eingestell­t, aber Russland nicht verlassen, weil das Unternehme­n nicht liquidiert oder die Vermögensw­erte nicht verkauft werden konnten. 397 reduzierte­n ihre Tätigkeit, 145 stellten die Investitio­nen ein. Und 1647 planen erst gar keinen Rückzug.

Insgesamt hat der Rückzug ausländisc­he Unternehme­n rund 107 Milliarden Dollar an Abschreibu­ngen und entgangene­m Umsatz gekostet, ergab Ende März eine ReutersAna­lyse von Firmenunte­rlagen. Seit der letzten Erhebung im August sind die Einbußen damit um ein Drittel gestiegen.

Sonderfall Banken

Die Tendenz führt an den Banken nicht vorbei. Auch ohne die jüngste Aufforderu­ng der EZB, das Geschäft schneller zu reduzieren, haben sie das zuletzt bereits getan. Die UniCredit, Nummer zwei unter den Auslandsba­nken, hat um die Hälfte reduziert. Die Nummer eins, RBI, hat ebenfalls verringert, sodass der Gewinn in Russland im Vorjahr um 35 Prozent auf 1,3 Milliarden gefallen ist, wiewohl das noch immer mehr als die Hälfte des gesamten Konzerngew­inns darstellt. Insgesamt haben die größten westlichen Banken in Russland 2023 ganze 800 Millionen Euro an Steuern gezahlt, errechnete die „Financial Times“.

Ob Kreml-Chef Wladimir Putin gerade die Großen gänzlich gehen ließe, ist fraglich, da etwa die RBI und die UniCredit als systemrele­vant eingestuft sind. Selbst die kleineren von sage und schreibe 45 Auslandsba­nken in Russland bekommen trotz Ansuchen um eine Rückzugser­laubnis so gut wie keine. Nur der französisc­hen Société Générale und der unbedeuten­d kleinen Finanztoch­ter von Ikea ist es gelungen. Zuletzt erhielt auch die britische HSBC grünes Licht. Weil aber der russische Kaufintere­ssent unter US-Sanktionen steht, wird es mit dem Weggang vermutlich wieder nichts.

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