Asfinag spürt Rezession auf der Straße
Der Schwerverkehr auf den heimischen Straßen nahm ab. Heuer dürfte der Gewinn der Asfinag deutlich zurückgehen, das Unternehmen will daher wieder eine Anleihe begeben.
2023 war ein schwieriges Jahr für die Wirtschaft der Europäischen Union und ein unerfreuliches für die einstige wirtschaftliche Lokomotive dieser EU, für Deutschland. Unser nördliches Nachbarland rutschte im vergangenen Jahr in die Rezession, am Ende schrumpfte die Wirtschaft in Deutschland um 0,3 Prozent.
Den Rückgang bei den Exporten und die verhaltene Auslandsnachfrage spürte man auch auf Österreichs Straßen. Der Schwerverkehr nahm 2023 um drei Prozent ab, berichtete die Autobahnen- und SchnellstraßenFinanzierungs-Aktiengesellschaft (Asfinag) am Montag bei der Präsentation der Bilanz 2023. „Wir haben die beginnende rezessionsähnliche Wirtschaftssituation in Österreich und speziell im Nachbarland Deutschland gemerkt“, erklärte Asfinag-Finanzchef Josef Fiala.
Dementsprechend entwickelten sich die Erlöse. Die Einnahmen aus der Lkw- und Bus-Maut stagnierten 2023 bei 1,68 Milliarden Euro (ein Plus von 0,6 Prozent) und werden heuer rückläufig sein. Man rechne in diesem Jahr mit einem Minus beim Lkw-Verkehr von einem Prozent, sagte Fiala.
Hohe Dividende
Dass sich die Mauteinnahmen im abgelaufenen Geschäftsjahr unterm Strich dennoch um 2,3 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro erhöht haben, hat man vor allem dem steigenden Pkw-Verkehr zu verdanken. Im vergangenen Jahr waren um 3,7 Prozent mehr Pkw auf Österreichs Mautstraßen unterwegs als noch 2022. Am Ende zahlten die Fahrer mit 812 Millionen
Euro um sechs Prozent mehr an die Asfinag als noch 2022 (574 Mio. Euro für Vignetten, 238 Mio. Euro für Sondermautstrecken, etwa die Brennerautobahn).
Am Ende des Jahres blieb ein Überschuss in Höhe von 844 Millionen Euro – weniger als 2022 (851 Mio. Euro) und deutlich weniger als im bisherigen Rekordjahr 2019 (864 Mio. Euro). Der Finanzminister kann sich dennoch über das drittbeste Ergebnis der Asfinag seit Einführung der Maut freuen: An den Staat als Eigentümer fließen 255 Mio. Euro an Dividende, um 20 Millionen Euro mehr als im ertragreicheren 2022. Dazu kommen 267 Mio. Euro an Körperschaftsteuer, die die Asfinag abgeführt hat.
Das heurige Jahr wird den Nachfolger von Magnus Brunner im Finanzministerium (im Herbst findet die Nationalratswahl statt) weniger freuen. Ursprünglich sollten ja die
Tarife wegen der hohen Inflation um fast neun Prozent angehoben werden. Das verhinderte die Bundesregierung mit einem ihrer Anti-Teuerungspakete. Die Valorisierung wurde ausgesetzt, der Asfinag werde dieser Schritt laut Fiala im Jahr 2024 einen um 100 Millionen Euro geringeren Gewinn bescheren.
Auch deshalb wird die Asfinag heuer den Kapitalmarkt anzapfen. „Wir hatten 2023 keine Anleihenbegebung notwendig – 2024 werden wir wieder eine Anleihe begeben“, kündigte Vorstandsmitglied Fiala an. Der Bond soll ein Volumen von etwa 900 Mio. Euro haben. Betreffend Verzinsung müsse man für eine Anleihe mit zehn Jahren Laufzeit mit drei bis 3,5 Prozent rechnen, so der Manager.
Die heimische Straßengesellschaft wird das Geld dringend benötigen. Bis 2029 will man elf Milliarden Euro für Bauprogramme aufwenden, betonte Hartwig Hufnagl, Vorstand für Bau und Betrieb, am Montag. 60 Prozent dieser Summe werden in die Sanierung und den Erhalt des Streckennetzes fließen, für den Lärmschutz wendet man in den kommenden fünf Jahren 545 Millionen Euro auf. Ein Teil der Investitionen geht auch in den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos. Bis 2035 soll es knapp 3000 Ladepunkte auf den heimischen Autobahnen und Schnellstraßen geben.
Ob man auch für die Lobau-Autobahn und damit den Lobau-Tunnel Geld einplanen muss, ist noch offen. Verkehrs- und Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) hat das Projekt ja gestoppt, die Stadt Wien und auch der Koalitionspartner ÖVP drängen auf den Bau des Tunnels.
Fast 46 Prozent Eigenkapital
Befragt, wie schnell man nach der Nationalratswahl und dem erwarteten Ende der Regierungsbeteiligung der Grünen das Projekt wieder aufnehmen werde, gab sich Hufnagl zurückhaltend. Der Lobau-Tunnel werde einem strategischen Prüfungsverfahren unterzogen, das Ergebnis werde in einen Umweltbericht einfließen. Erst wenn dieser fertiggestellt sei, werde man „das Ergebnis entsprechend würdigen“.
Die Finanzmittel auch für kurzfristige Investitionen sind jedenfalls da. So hat die Asfinag eine Eigenkapitalquote von 45,6 Prozent. Die Verbindlichkeiten konnten im vergangenen Jahr um 49 Mio. Euro auf 10,41 Milliarden Euro gesenkt werden. Für diese Schulden bezahlte die Asfinag 176 Mio. Euro, knapp sechs des jährlichen Umsatzes. (rie/ag.)