Die Presse

Anleger feiern den Spotify-Gewinn

Der Streaming-Dienst will die Ergebnisse verbessern und die Profitabil­ität steigern.

- VON HEDI SCHNEID

Enorme Kurszuwäch­se, aber kein Gewinn seit dem Börsengang 2018: Der schwedisch­e Musik-Streaming-Dienst ist zwar kein Hightech-Start-up, aber das Geschäftsm­odell ist durchaus vergleichb­ar. Und am Aktienkurs zeigt sich einmal mehr, dass die Börse eine Wette auf die Zukunft ist. So verfielen die Anleger vergangene­n Dienstag in einen regelrecht­en Rausch, als das Unternehme­n schwarze Zahlen für das erste Quartal meldete – der erste Gewinn überhaupt, zudem lag er weit über den Analystene­rwartungen. Die an der Wall Street notierte Aktie (ISIN: LU17787629­11) sprang in der Spitze auf ein Jahreshoch von 319,30 Dollar. Das war der höchste Stand seit drei Jahren.

Dieses Niveau bröckelte zwar in den folgenden Tagen wieder ab, Börsianer sehen aber den Beginn einer neuen Rallye, die zuletzt durch die allgemeine Schwäche der Nasdaq unterbroch­en wurde.

Im Februar 2021 hatte die Aktie mit 387,44 Dollar ein Allzeithoc­h erreicht, um sodann bis Oktober 2022 auf 69,29 Dollar abzuschmie­ren. Danach ging es stetig aufwärts. Im 52-Wochen-Abstand steht nunmehr ein Kurszuwach­s von knapp 100 Prozent.

Erstmals schwarze Zahlen

Noch im Gesamtjahr 2023 hatte Spotify bei einem Umsatz von 13,25 Milliarden Euro den Nettoverlu­st von 430 Millionen auf 532 Millionen Euro ausgeweite­t. Im ersten Quartal kam nun die Wende: Der Umsatz stieg um 20 Prozent auf 3,64 Milliarden Euro, das operative Ergebnis drehte von minus 156 auf plus 168 Millionen Euro. Netto blieb ein Gewinn von 197 Millionen Euro nach einem Abgang von 225 Millionen im Vorjahresq­uartal.

Geschuldet war dies einerseits der um ein Fünftel auf 615 Millionen gestiegene­n Nutzerzahl, wobei die der Premiumkun­den – trotz angehobene­r Preise – um 14 Prozent auf 239 Millionen wuchs. Zum anderen profitiert das Unternehme­n vom Abbau Hunderter Stellen.

In dem Tempo soll es nach Wunsch von Firmenchef Daniel Ek weitergehe­n: Er will im zweiten Quartal 250 Millionen Euro operativen Gewinn einfahren, das wären um 40 Prozent mehr, als die Experten prognostiz­ieren. Der Umsatz soll bei 3,8 Milliarden Euro liegen. Ek will 2024 zu einem „Jahr der Monetarisi­erung“machen. Das könnte dem weltweiten Marktführe­r bei Streaming-Angeboten für Musik, Hörbücher und Videos gelingen, zumal sich die Kunden von den höheren Preisen bisher nicht abschrecke­n ließen.

Die Analysten sind positiv eingestell­t. „Spotify beschleuni­gt sein Umsatzwach­stum – und dies bei verbessert­er Profitabil­ität“, meint Batya Levi von der UBS. Mark Mahaney von Evercore hob ebenso wie Doug Anmuth von JP Morgan die hohe Bruttomarg­e hervor. Mittelfris­tig stehen eine 30- bis 40-prozentige Bruttomarg­e und eine gut zehnprozen­tige Betriebsma­rge auf dem Todo-Zettel von Ek.

Analysten zuversicht­lich

Von 36 Analysten raten 18 zum Kauf, sechs zum Aufstocken sowie elf zum Halten der Aktie. Eine Verkaufsem­pfehlung gibt es nicht. Das mittlere Kursziel liegt derzeit bei 300,2 Dollar, es dürfte jedoch bald nachjustie­rt werden. Die Société Generale schließt, falls die Aufwärtsbe­wegung anhält, auch ein Kursniveau von 387 Dollar nicht aus. Und dann gibt es vielleicht auch einmal eine Dividende.

Mit einem solchen Schritt fände sich Spotify in guter Gesellscha­ft von Meta oder der GoogleMutt­er Alphabet, die kürzlich angekündig­t haben, erstmals Dividenden zahlen zu wollen.

beispielsw­eise schon 1987 die erste Niederlass­ung in Ungarn eröffnet, 1996 kam Russland, 1998 die Ukraine hinzu. Ab Anfang der 2000er-Jahre schlug die Bank ihre Zelte dann auch in Bosnien, Albanien, dem Kosovo, Serben und Rumänien auf.

Die Erste Group wiederum ging 1997 explizit mit der Strategie an die Börse, ihr Privatkund­engeschäft im Osten auf eine breite Basis zu stellen. Vor der Expansion hatte die Bank gerade einmal 600.000 Kunden in Österreich, heute sind es 16 Millionen in den sieben wichtigste­n Märkten des Instituts.

Doch auch, wenn die beiden Banken aus den Stadtbilde­rn Prags oder Budapests heute nicht mehr wegzudenke­n sind, so hat ihnen zwar nicht die Osterweite­rung an sich, aber die Finanzkris­e das ein oder andere gewaltige Problem im Osten beschert. Die Banken vergaben dort massenhaft Frankenkre­dite, allerdings an eine deutlich weniger kaufkräfti­ge Schicht. Als die Kreditnehm­er unter Wasser gerieten, kam dies die Banken teuer zu stehen. Auch internatio­nal schlug das Osteuropa-Engagement der heimischen Institute große Wellen – spätestens als der US-Ökonom Paul Krugman 2009 meinte, Österreich würde sich am Rande einer Staatsplei­te befinden.

Auch die Aktienkurs­e der beiden Institute haben sich nie wieder erholt. Seit ihren Hochs im Jahr 2007 konnten beide Papiere nicht mehr an ihre alten Rekordstän­de anschließe­n. Verglichen mit dem ATXAllzeit­hoch aus dem Jahr 2007 liegt der ganze Index derzeit noch 28 Prozent im Minus, bei der Raiffeisen Bank Internatio­nal sind es 84 Prozent, bei der Erste Group zwölf Prozent. Die Raiffeisen-Aktie hat auch heuer seit Jahresbegi­nn nachgegebe­n. Sie litt in den vergangene­n Jahren unter ihrem Engagement in Russland.

Die Banken waren aber nicht die Einzigen, die damals stark expandiert hatten. Auch Immobilien­firmen wie die Immofinanz und ihre damalige Tochter Immoeast hatten Höhenflüge erlebt. Letztere hatte sich auf die Immobilien­märkte in Zentralund Osteuropa fokussiert. 2003 ging das Unternehme­n an die Börse und führte in den Folgejahre­n mehrere teilweise milliarden­schwere Kapitalerh­öhungen durch. Mit der Finanzkris­e kamen dann Abwertunge­n, Abschreibu­ngen, Rückstellu­ngen und hohe Verluste. Die Aktie stürzte ab und wurde schließlic­h wieder von der Mutter übernommen. Deren Kurs liegt heute um 62 Prozent unter dem im Juli 2007. Was nicht ist, kann aber vielleicht noch werden.

AUF EINEN BLICK

Der Leitindex ATX hat am 9. Juli 2007 mit 4981,87 Punkten ein Allzeithoc­h erreicht. Damals herrschte in Wien Goldgräber­stimmung. Viele Unternehme­n versprache­n sich hohe Gewinne in Osteuropa. Derzeit steht der Index bei rund 3550 Zählern. Der Indexstand aus der Vergangenh­eit wurde nach Ausbruch der Finanzkris­e nicht mehr erreicht.

 ?? Reuters/Kacper Pempel ?? Raiffeisen expandiert­e schon früh in die Region Osteuropa.
Reuters/Kacper Pempel Raiffeisen expandiert­e schon früh in die Region Osteuropa.

Newspapers in German

Newspapers from Austria