Deutsche-Bank-Anleger bangen um Ausschüttungen
Die Übernahme der Postbank könnte ein teures Nachspiel haben. Die Nachzahlung beliefe sich auf 700 Mio. Euro, plus Zinsen.
München/Frankfurt. Ein Rüffel von der Finanzaufsicht, eine holprige IT-Umstellung und Streiks in der Belegschaft und nun ein möglicher Milliardennachschlag an die Postbank-Aktionäre – der Ärger mit dem Privatkundeninstitut reißt für die Deutsche Bank nicht ab. Deutsche-Bank-Anleger nahmen am Montag Reißaus. Sie bangen um einen zweiten Aktienrückkauf in diesem Jahr.
Das drückte die Aktie am Montag um mehr als sechs Prozent auf 15,51 Euro. Das Frankfurter Geldhaus selbst ließ offen, ob es nach Abschluss des bis Juni laufenden Rückkaufprogramms ein zweites beantragen werde. Die 1,3 Milliarden Euro, die die Deutsche Bank im zweiten Quartal für eine Entschädigung der Postbank-Aktionäre zurückstellen muss, entsprechen immerhin dem Nettogewinn im ersten Quartal. Mediobanca-Experte Matthew Clark schrieb, Finanzchef James von Moltke habe in einer kurzfristig anberaumten Konferenz mit Analysten am Sonntagabend erklärt, der Spielraum für zusätzliche Ausschüttungen sei kleiner geworden. Das Management würde einen zweiten Aktienrückkauf im besten Fall verschieben, meint Clark. Die Analysten von KBW gehen davon aus, dass die zweite Tranche „komplett gestrichen“wird. Die Dividende sei aber ungefährdet. JP Morgan und RBC kürzten ihre Kursziele.
Teures Nachspiel
Die Deutsche Bank hat am Freitagabend offenbart, dass die 2008 eingeleitete und 2010 abgeschlossene Übernahme der Postbank ein teures Nachspiel für sie haben könnte. Das Oberlandesgericht Köln habe in einer mündlichen Verhandlung angedeutet, dass den Postbank-Aktionären doch ein höherer Preis zugestanden haben könnte. Die Nachzahlung beliefe sich auf bis zu 700 Millionen Euro, dazu kommen in 14 Jahren aufgelaufene Zinsen von rund 600 Millionen. Das Gericht habe Vergleichsverhandlungen angeregt, hieß es in einer Handreichung für Investoren. Die Bank werde „sorgfältig“prüfen, ob sie sich darauf einlasse, obwohl man die Ansicht der Kläger „weiterhin nachdrücklich“für falsch halte. Kommt es nicht zu einer außergerichtlichen Einigung, will das OLG am 21. August eine Entscheidung fällen.
Bisher hatte die Deutsche Bank keine Rückstellung gebildet, nachdem die Kläger vor dem OLG zweimal gescheitert waren. Mit der Übernahme der Postbank wollte die Deutsche Bank eigentlich ihre Kundenbasis verbreitern und das Geschäft weniger abhängig vom Auf und Ab im Investmentbanking machen. (Reuters)