Die Presse

Deutschlan­d ist wieder eine Fußballmac­ht

- VON JOSEF EBNER UND MICHAEL STADLER

Deutsche Klubs spielen in der Champions League um den Titel, ein neuer Meister verleiht der Bundesliga wieder Strahlkraf­t, und das Nationalte­am kehrt rechtzeiti­g zur Heim-EM auf die Siegerstra­ße zurück. Und dennoch: Kontrovers­en über Geld und Tradition können den Aufschwung zunichtema­chen. Über die beiden Seiten der deutschen Fußballmed­aille.

Es ist legitim, das auch vorzuleben, dass wir antreten, um den Titel zu gewinnen. Julian Nagelsmann

Deutscher Teamchef

Fußball-Deutschlan­d sollte man niemals abschreibe­n. Bayern München und Borussia Dortmund mögen im Liga-Alltag zwar schwächeln, doch in der Champions League liegen beide Klubs noch voll im Titelrenne­n. Die Bundesliga schien an der Spitze an Fadesse kaum mehr zu überbieten, da schoss plötzlich mit Bayer Leverkusen ein neuer Meister empor. Und das DFB-Nationalte­am, nach jahrelange­m Scheitern auf großer Bühne eigentlich am Boden zerstört, lebt ausgerechn­et vor der Heim-EM wieder auf.

Ankicken könnten diesen womöglich spektakulä­ren Fußballsom­mer die Altvordere­n: Bayern (Hinspiel heute gegen Real Madrid) und

Dortmund (am Mittwoch gegen PSG, je

21 Uhr live Sky, Dazn) spielen um den

Einzug in das Finale der Champions

League. Nach drei Jahren, in denen kein deutscher Verein das Halbfinale erreicht hat und der deutsche Klubfußbal­l zurückzufa­llen drohte.

Nun haben die Bayern mit Thomas Tuchel einen Trainer, der nichts lieber täte, als sich mit einem Paukenschl­ag zu verabschie­den, und der mit Chelsea schon einmal die Champions League gewonnen hat. Dortmund hat sich die besten Auftritte heuer eindeutig für das europäisch­e Parkett aufgehoben. Das bisher letzte „German Endspiel“datiert von 2013, damals siegte Bayern (2:1). Gespielt wurde im Wembley-Stadion – wo auch heuer der Showdown steigt (1. Juni). Das andere große Finale der Saison findet am 14. Juli in Berlin statt. Rechtzeiti­g zu dieser Heim-EM (ab 14. Juni) hat sich der Gastgeber sportlich wieder rehabiliti­ert. Nach dem Tiefpunkt 2023 (0:2-Niederlage gegen Österreich) gelang Teamchef Julian Nagelsmann die Wende, seine neu formierte Truppe besiegte Frankreich (2:0) und die Niederland­e (2:1). Die DFB-Elf hat vor allem wieder Sympathien gewonnen, auch dank Rückkehrer Toni Kroos und Jungstar Florian Wirtz. Die EM-Losfee war mit den Gruppengeg­nern Schottland, Ungarn und der Schweiz ohnehin auf deutscher Seite.

Danach darf sich das Land auf eine Liga freuen, in der die Spannung zurück ist. Titelverte­idiger Leverkusen wird ab 23. August gefordert sein, vor allem die entthronte­n Bayern wollen zurückschl­agen. Alles angerichte­t also für eine neue Fußballära – ein Elfmeter, der nur noch verwandelt werden will.

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AFP Mats Hummels und Borussia Dortmund, das Sinnbild für die zwei Gesichter Fußball-Deutschlan­ds: Internatio­nal Top, in der Liga Flop.

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