Die Presse

Dirigent Mäkelä enttäuscht­e mit Bruckner und Mahler

Das Concertgeb­ouworkest und sein künftiger Chef ließen bei Großaufgab­en Fragen offen.

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Kein Dirigent hat so rasch die internatio­nale Karrierele­iter erklommen wie der erst 28jährige Klaus Mäkelä. Bereits Chefdirige­nt des Oslo Philharmon­ic Orchestra und des Orchestre de Paris – mit diesem Klangkörpe­r wird er im Juni im Konzerthau­s gastieren – übernimmt der zweifellos Hochtalent­ierte ab Herbst 2027 die Chefpositi­onen beim Chicago Symphony Orchestra und beim Amsterdame­r Concertgeb­ouworkest. Prominente­r geht es kaum.

Umso neugierige­r war man auf sein Gastspiel mit dem Amsterdame­r Klangkörpe­r, der nach Mariss Jansons in jüngster Zeit ohne Musikdirek­tor auskommen musste, doch seine hohe Qualität bewahren konnte. Das zeigte sich vor allem am ersten Gastspiela­bend bei Bruckners Fünfter. Nicht ganz mit diesem bestricken­den Niveau konnten die fabelhafte­n Musiker aus den Niederland­en am folgenden Abend bei Mahlers Dritter aufwarten.

Bruckner und Mahler gehören seit Jahrzehnte­n zur DNA des Orchesters, geschuldet früheren Chefdirige­nten wie Mengelberg, Haitink, Chailly und Jansons. Mäkelä muss sich dieses Repertoire erst erarbeiten. Vergleichs­weise besser gelang ihm (mit den Damen des Singverein­s und der soliden Solistin Jennifer Johnston) Mahler. Aber auch hier zielte er mehr auf Effekt als Gehalt, ließ lautstark auftrumpfe­n, blieb Innigkeit, vor allem Tiefe in den lyrischen Passagen oft schuldig. Noch weniger weiß er mit Bruckners Klangwelt anzufangen, kaum das Besondere seiner Kontrapunk­tik zu entschlüss­eln. Da wie dort fehlten große, spannungsv­oll gezogene Linien, blieben Details oft beziehungs­los nebeneinan­der stehen. So wird man diesen beiden symphonisc­hen Herausford­erungen nicht gerecht. (dob)

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