Warren Buffett hat schon wieder einen Fehler eingestanden
Bei Paramount will sich der weltbeste Investor geirrt haben. Bei IBM auch. Trotzdem schlägt er seit Jahrzehnten den Markt.
Fast in jedem Jahrzehnt entwickelte sich Berkshire Hathaway besser als der Aktienindex S&P 500 samt Dividenden.
Warren Buffett hat sich von einem Teil seiner Apple-Bestände getrennt. Das sei aber aus steuerlichen Gründen passiert, erklärte der 93-Jährige. Noch immer sitzt Buffetts Holding Berkshire Hathaway auf Apple-Beständen im Wert von 135 Milliarden Dollar. Das entspricht fast 40 Prozent des gesamten Aktienportfolios von Berkshire (das Unternehmen hat darüber hinaus noch Beteiligungen an nicht börsenotierten Firmen).
Die Aktie des iPhone-Herstellers lag zuletzt sechs Prozent unter ihrem Rekordhoch, doch seit 2016, als Buffett erstmals gekauft hat, hat sie sich versiebenfacht. Das half dem Starinvestor dabei, einen Fehler auszubügeln.
Buffett hatte jahrzehntelang primär Unternehmen gekauft, deren Geschäftsmodell stabil war, die nicht allzu hoch bewertet waren und die eine starke Marktposition hatten. So griff er zu Coca-Cola, Kraft Heinz oder Mastercard. Von Technologieaktien ließ er lange Zeit die Finger. Denn diese waren meist hoch bewertet und wandelten sich schnell. Das schien Buffett zu unsicher, und das Platzen der DotcomBlase um die Jahrtausendwende schien ihm recht zu geben.
Doch nach der Finanzkrise erlebten Technologieaktien plötzlich Höhenflüge. Da konnte auch Buffett nicht widerstehen, schaute sich nach einer Technologieaktie um, die am ehesten seinen Kriterien entsprach – und kam auf IBM. 2011 kaufte er erstmals. Doch während Apple, Google und Co. abhoben, dümpelte die IBM-Aktie seitwärts. 2018 stieß Buffett die letzten Papiere wieder ab – immerhin mit kleinem Gewinn. Er habe Fehler gemacht, gestand er damals in einem CNBC-Interview. Weder habe er das Potenzial von Google erkannt noch von Amazon. Von IBM habe er sich hingegen zu viel erwartet.
Auch beider jüngstenBerk sh ire Aktionärsversammlung räumte der neuntreichste Mensch der Welt wieder einen Fehler ein: Man habe sich von der Mediengruppe Paramount getrennt, der zuletzt das schwache Kabelgeschäft und die Streiks in Hollywood zu schaffen gemacht haben. „Es war zu 100 Prozent meine Entscheidung, und wir haben alles verkauft und dabei eine Menge Geld verloren“, sagte Buffett.
Mit neuen Investments hat er es nicht eilig, Berkshire sitzt derzeit auf rekordhohen Barbeständen von 189 Milliarden Dollar.
Das wirft die Frage auf: Kann ein Investor, der so viele Fehlentscheidungen trifft, trotzdem erfolgreich sein? Und wie. Seit 1990 hat die Berkshire-Aktie ihren Anlegern einen jährlichen Kursgewinn von 13 Prozent beschert, der Aktienindex S&P 500 brachte es nur auf acht Prozent. Nun mag man einwenden, dass Berkshire ja keine Dividende ausschüttet, viele S&P-Firmen aber schon. Berücksichtigt man das, brachte der S&P Total Return Index seit 1990 jährliche Erträge von zehn Prozent, also trotzdem weniger als Berkshire.
Auch in fast jedem einzelnen Jahrzehnt entwickelte sich Berkshire überdurchschnittlich. In den vom Platzen der Dotcom-Blase und der Finanzkrise gezeichneten Nullerjahren hätte man mit US-Aktien im Schnitt verloren, Berkshire konnte zulegen. Lediglich in den 2010er-Jahren, als Technologieaktien den Index nach oben zogen, hinkte Berkshire ein wenig hinterher. Doch wie Buffett selbst sagt: Er wisse nicht, wie man schnell reich wird, nur, wie man langsam reich wird. Er wurde es mit Strategie, Geduld und der Fähigkeit, auch Fehler einzugestehen.