Wie die Jungen ihr Geld investieren
Immer mehr junge Menschen investieren ihr Geld an der Börse. Lassen sie sich von den aktuellen Turbulenzen am Finanzmarkt abschrecken?
An der Börse einzusteigen war noch nie so einfach wie derzeit: mit wenigen Klicks in der Trading-App oder auf der Website der eigenen Bank. Aktien kaufen und verkaufen ist ein Kinderspiel. Überall und jederzeit. Denn die Börse steckt quasi in der Hosentasche. Das zieht immer mehr junge Menschen an den Kapitalmarkt, vor allem in den Pandemiejahren erlebten Aktien und Fonds einen Boom.
Dass dieser Boom anhält, zeigt eine jüngst veröffentlichte Studie, die von Integral durchgeführt und der Erste Bank in Auftrag gegeben wurde: Wertpapiere steigen in der Gunst der Österreicherinnen und Österreicher. 24 Prozent gaben an, in Fonds investieren zu wollen und 23 Prozent in Aktien. Die Zahlen sind zwar noch immer gering, aber bei den Aktien ist das ein Anstieg von vier Prozentpunkten und damit ein deutlicher Anstieg gegenüber den 19 Prozent im Vorjahr. Die „Generation Aktie“genießt laut einer Studie des Deutschen Aktieninstituts den stärksten Zuwachs unter den Aktionären. 2022 wurden die Zahlen zuletzt erhoben, damals sind rund 40 Prozent mehr junge Erwachsene unter 30 Jahren an der Börse aktiv geworden als noch im Jahr zuvor. Wenn
Laut der in Österreich durchgeführten Umfrage von Integral, im Auftrag der Erste Bank, ist die Zahl jener, die in den nächsten zwölf Monaten keine planen, gesunken – von 21 auf 18 Prozent. Im Durchschnitt wollen die Österreicher rund 5200 Euro und damit sechs Prozent weniger als im Vorjahr (5500 Euro) veranlagen. es ums Investieren geht, herrscht vor allem unter jungen Menschen „Fomo“(Fear of missing out). Das machten sich in den vergangenen Jahren auch Finfluencer zunutze. Das sind zumeist junge Menschen, die mit Aktientipps um sich schmeißen. Und diese haben sich mit ihren Tipps und Lebensweisheiten längst auf TikTok und Instagram etabliert. Dabei konzentrieren sich die meisten Finfluencer eher auf die Vorteile von Investments: Statt umfangreich über Risiken aufzuklären, erklären sie das Nicht-Investieren selbst zum größten Risiko. Die größten Accounts im deutschsprachigen Raum weisen weit mehr als 100.000 Follower aus. Auch Unternehmen haben festgestellt, dass Influencer ihre Wertpapiere besser vermarkten können als Finanzinstitute.
Das liege vor allem daran, dass sich junge Menschen mit den Influencern leichter identifizieren können und ihnen dabei auf Augenhöhe begegnet werde, erklärt die Leiterin des Instituts für Wirtschaftspädagogik, Bettina Fuhrmann, der „Presse“. Junge Menschen sprechen heutzutage offener über Geld, und seit der Pandemie ist das finanzielle Thema allgegenwärtig.
Die Fachhochschule St. Pölten untersuchte die Rolle der Finfluencer und stellte fest, dass ihre Kanäle für 76 Prozent der Befragten eine wichtige Informationsquelle darstellen. Zwei Drittel gaben aber auch an, den Finfluencern nur zu folgen, weil sie den Content unterhaltsam fänden. Tatsächliche Empfehlungen, etwa zu Aktien, waren nur für rund ein Fünftel ein Motiv, die Kanäle zu besuchen.
Zinsen für langen Atem
Sich mit dem eigenen Geld zu beschäftigen, ist gar nicht so kompliziert, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Zwar gibt es derzeit noch Zinsen für das Guthaben auf dem Sparkonto, aber wohl nicht mehr lang. Nachdem die Inflationsrate im Euroraum sukzessive sinkt, wird die Europäische Zentralbank wohl schon im Juni mit Zinssenkungen beginnen. Die heimischen Banken ziehen deshalb bereits jetzt schon ihre Angebote zurück – für die täglich fälligen Spareinlagen gibt es oft nur noch rund ein Prozent an jährlichen Zinsen. Wer noch profitieren will, sollte sein Geld nun möglichst lang binden. Es ist fraglich, wann die Geldhäuser wieder drei Prozent jährlich dafür bezahlen. Im vergangenen Jahr zog es laut Erste-Bank-Umfrage noch viele Menschen zu den Sparklassikern: Sparbuch und Bausparvertrag. Ersteres legte um sechs Prozentpunkte auf 61 Prozent zu, während immerhin fast 40 Prozent auf einen Bausparvertrag setzen. Wenn es auf dem Sparkonto wieder nur wenig Zinsen gibt, ist eine Investition in den Kapitalmarkt fast unumgänglich.
Schrittweiser Einstieg
Die Finanzmärkte sind im Moment fragil und lassen sich von den Konjunkturnachrichten stark beeinflussen. Und keiner weiß, was die Zukunft bringt. Gefühlt stand die Welt in den vergangenen Jahrzehnten schon mehrmals am Abgrund.
Fakt ist aber: Auf lange Sicht hat es sich stets bewährt, auch in der Krise dem Aktienmarkt nicht den Rücken zu kehren. Dabei hilft es, den Blick auf weniger konjunkturanfällige Branchen zu richten und grundsätzlich breit zu investieren. Und da sich Anlegerinnen und Anleger kaum darauf verlassen können, den perfekten Zeitpunkt für den Einstieg zu erwischen, lohnt es sich, nach und nach zu investieren und nicht die gesamten Ersparnisse auf einen Schlag. Hilfreich sind dabei Sparpläne – dafür fixiert man eine Sparrate, die monatlich abgebucht und angelegt wird. Üblicherweise investieren Sparpläne in ETFs. Die Rate sollte übrigens bei Gehaltserhöhungen angehoben werden. So wird stetig mehr gespart.
Das Kapital sollte auch langfristig angelegt werden. Denn die Zeit der Verluste gibt es bestimmt – doch bei einem längerfristigen Anlagehorizont besteht zumindest die Chance, dass diese Wertverluste auch wieder aufgeholt werden.