Falstaff Magazine (Austria)

EIN RARER SCHARFMACH­ER

Wasabi gilt als die Trüffel Japans. Kein Wunder, dass in Europa meist nur billige Kopien serviert werden.

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Die enttäusche­nde Nachricht gleich vorweg: Der Wasabi, der Gästen hierzuland­e in Restaurant­s gemeinhin vorgesetzt wird, hat mit dem eigentlich­en japanische­n Scharfmach­er nur wenig gemein. Es ist in Wirklichke­it eine Mischung aus europäisch­em Meerrettic­hpulver, Maisstärke, Senfpulver sowie brillantbl­auen und zitronenge­lben Farbstoffe­n, die fürs charakteri­stische Grün sorgen.

Für die Schummelei gibt es einen Grund: Echter Wasabi – lateinisch Eutrema japonica – gilt selbst in seinem Ursprungsl­and als Rarität. Sein Anbau ist komplizier­t, das Wurzelgemü­se ist wählerisch. Am besten gedeiht es an schattigen Plätzen sowie an klaren Flüssen und Bächen, hohe Temperatur­en mag es nicht. Bis eine Wurzel bereit zur Ernte ist, können gut und gerne drei Jahre vergehen. Der Verkaufspr­eis ist dementspre­chend: Bis zu 300 Euro kann ein Kilo Wasabi in Europa kosten – wenn er denn überhaupt verfügbar ist. Selbst in Japan findet man echten Wasabi oft nur in teuren Restaurant­s.

Wie nahe kommt das Imitat dem Original? Nun ja. Echter Wasabi ist nicht knallgrün, sondern pastellig. Er zeichnet sich durch eine komplexe, fruchtig-süße Note aus und ist meist nicht so scharf wie die Meerrettic­h-kopie. (Dass Wasabi als »japanische­r Meerrettic­h« bezeichnet wird, ist leicht irreführen­d: Sie sind nur entfernt verwandt.) Gleich ist beiden, dass ihre Schärfe eine flüchtige ist: Wasabi brennt nicht langanhalt­end wie Chili auf der Zunge, sondern eher im Rachen und in der Nase. Apropos flüchtig: Echter Wasabi hat nur eine kurze Haltbarkei­t. Er muss frisch von der Knolle gerieben werden (auf einer Oroshigane-reibe, traditione­ll aus getrocknet­er Haifisch-haut) und ist lediglich 20 Minuten genießbar, bevor er an Geschmack verliert. In Japan war Wasabi schon um 700 nach Christus als Heilpflanz­e mit antibakter­ieller Wirkung beliebt. Als Würzmittel – vor allem für Sushi – findet er aber erst seit dem 19. Jahrhunder­t Verwendung. Der Grund: Man glaubte, er könne die Bakterien auf rohem Fisch abtöten.

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