Am ersten Tag geht es mitten hinein in den historischen Kern: die vom Ostseehandel geprägte »Rechtstadt«.
Der historisch bedeutsamste Teil von Danzig (Gdan´sk) ist nicht die – offiziell so benannte – Altstadt (Stare Miasto), sondern die sogenannte Rechtstadt (auch Hauptstadt, Główne Miasto). Sie liegt in der Innenstadt von Danzig, die sich in 13 Stadtteile gliedert. Hier braucht man sich eigentlich nur durch die Gassen treiben lassen, um alte Bürgerhäuser und Kirchen, aber auch die wirtschaftlich wichtigen Werften sowie moderne Architektur zu entdecken.
Der prominente Marktplatz (Długi Targ) ist ein guter Ausgangspunkt für den Rundgang, zumal er von Danzigs Geschichte als bedeutsame Handelsstadt zeugt. Schon im späten 12. Jahrhundert nutzten deutsche
Kaufleute aus Lübeck die günstige Lage an der Ostsee, und im 13. Jahrhundert stieg Danzig zu einem wichtigen Handelsknotenpunkt der Hanse auf. Vor allem Getreide wurde von hier aus verschifft. Die Stadt erlebte ihre wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit um 1600, als sie zu den reichsten Städten Europas zählte.
Die Architektur aus dieser Zeit ist von der niederländischen Renaissance geprägt, die sich durch Backstein, Ziersäulen, Dreiecksgiebel und Arkadengänge auszeichnet. Ein besonders schönes Beispiel dieses Baustils ist das Ferberhaus, ein 1560 errichtetes Bürgerhaus an der berühmten Langgasse (Ulica Długa). Diese Hauptstraße der Danziger
Rechtstadt, die den Marktplatz durchquert, ist heute zum Glück eine Fußgängerzone.
Beim Schlendern gibt es neben rekonstruierten Patrizierhäusern und dem bronzenen Neptunbrunnen aus dem 17. Jahrhundert auch viele Geschäfte, Cafés und Restaurants zu entdecken. Außerdem kann man die eleganten Säle des gotisch angehauchten Rathauses betreten, und im Sommer erlaubt der Turm einen atemberaubenden Rundumblick auf die zahllosen orangen Dächer.
Auch der 77,6 Meter hohe Turm der Marienkirche kann bestiegen werden. An dieser höchsten Backsteinkirche der Welt vorbei verläuft die »Bierstraße« (Piwna): eine gemütliche Gasse, in der an warmen Tagen viele Tische draußen stehen. Bier gibt es in nahezu allen Danziger Lokalen, aber eine Besonderheit ist die Bar »Wis´niewski«, die sich ganz dem sauren Kirschlikör verschrieben hat. Ob kalt, warm oder mit Prosecco gemischt: Ein Drink hier bildet den fließenden Übergang zwischen Sightseeing und Genuss am Abend.
Wer auch gleich in der Nähe abendessen möchte, findet im Restaurant »Fino« (300 Meter weiter) ein ansprechendes Angebot an modern interpretierten polnischen Klassikern. Es lohnt sich aber ebenso der zehnminütige Spaziergang zum Piroggen-spezialisten »Mandu«, der sich neben der sehenswerten Alten Mühle befindet. Dieses Baudenkmal aus dem 14. Jahrhundert hat 2021 nach umfassender Renovierung wieder eröffnet und beherbergt seitdem das faszinierende Bernsteinmuseum.