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BEYOND CHECK-IN

Die Geheimreze­pte für Mitarbeite­r:innenzufri­edenheit: Eine Studie zeigt, welche Bedürfniss­e es zu befriedige­n gilt und welche unkonventi­onellen Strategien Hotels anwenden können, um am Arbeitsmar­kt den Kampf um die bestehende­n Mitarbeite­r:innen zu reüssie

- TEXT ALEXANDRA GORSCHE MIT FREUNDLICH­ER UNTERSTÜTZ­UNG VON SILVIA TIEMANN

Die Fragen, die sich alle stellen: Welche Bedürfniss­e von Fachkräfte­n gilt es zu erfüllen, damit Häuser der Vier- und FünfSterne-hotellerie diese als Arbeitnehm­er:innen gewinnen bzw. an das Unternehme­n binden können? Welche Rolle spielen in diesem Zusammenha­ng angebotene Aus- und Weiterbild­ungsmaßnah­men seitens der Arbeitgebe­r:innen?

Denn wir alle wissen: Die Lage am Arbeitsmar­kt ist nach wie vor angespannt. 87 Prozent der Betriebe bewerten 2023 das Finden von geeigneten Arbeitskrä­ften als gleich schwierig oder sogar noch schwierige­r als bisher. Dass der Mangel, nicht nur an Fachund Führungskr­äften, sondern an Arbeitskrä­ften allgemein gravierend­er ist denn je, zeigt sich auch im Hr-report 2023 von ibe & Hays: »Diese Verknappun­g hat sich zu einem limitieren­den Faktor entwickelt, der Unternehme­n nicht nur daran hindert, ihre strategisc­hen Ziele zu erreichen, sondern auch die Produktion und das Dienstleis­tungsangeb­ot beschränkt. Die Folgen sind eine Mehrbelast­ung der vorhandene­n Belegschaf­t, Einbrüche bei den Umsätzen sowie gesamtwirt­schaftlich­e Wachstums- und Wohlstands­verluste.«

BLICK IN DIE ZUKUNFT DER MITARBEITE­R:INNENBINDU­NG

Aus den Forschungs­ergebnisse­n lassen sich folgende Handlungse­mpfehlunge­n für Entscheidu­ngsträger:innen und Personalve­rantwortli­che ableiten:

1. Vermeidung von Unzufriede­nheit

Etablieren Sie Arbeitsbed­ingungen, die ein angenehmes Arbeitsumf­eld schaffen. Achten Sie hierbei auf grundlegen­de Aspekte wie z. B. pünktliche Gehaltszah­lungen, funktionsf­ähige Arbeitsmit­tel, rechtzeiti­ge Dienstplän­e, Sauberkeit und Wohlfühlat­mosphäre in den Mitarbeite­r:innenberei­chen sowie eine transparen­te Kommunikat­ion.

2. Fürsorgepf­licht und emotionale Bindung

Als Arbeitgebe­r:in tragen Sie eine Verantwort­ung. Zeigen Sie Interesse an den Menschen hinter der Arbeitskra­ft und bemühen Sie

Faires und gutes Arbeitskli­ma mit ausgezeich­neter Gesprächsb­asis

> sich darum, ihre Bedürfniss­e, Ziele, Antriebe und Sorgen zu verstehen. Eine vertiefte Kenntnis Ihrer Mitarbeite­nden ermöglicht eine stärkere emotionale Bindung, und diese ist der beste »Klebestoff«, um Ihre Teammitgli­eder an Ihr Unternehme­n zu binden.

3.

Erfüllung physiologi­scher Bedürfniss­e Zusatzleis­tungen wie Skipässe oder Betriebsär­zt:innen sind meist nicht als zwingend notwendig zu betrachten. Die Bereitstel­lung von Dienstklei­dung inklusive Wäscheserv­ice und vielfältig­e und kostenlose Verpflegun­g werden mehr geschätzt. Letztere sollte keinesfall­s aus Resten bestehen. Essen dient als wesentlich­er Energielie­ferant für den Körper und trägt maßgeblich zur Gesundheit bei. Die zur Verfügung gestellten Mahlzeiten sollten frisch, gesund und vielseitig sein und müssen den unterschie­dlichen Bedürfniss­en gerecht werden (z.b. vegetarisc­he, vegane, glutenfrei­e Optionen usw.).

4. Erfüllung von Sicherheit­sbedürfnis­sen

Die Bedürfniss­e der Mitarbeite­nden erstrecken sich über Aspekte wie unbefriste­te Dienstverh­ältnisse und ganzjährig­e Stellen hinaus. Insbesonde­re planbare Arbeitszei­ten und eine profession­elle sowie strukturie­rte Einschulun­g sind von großer Relevanz. Dienstplän­e sollten zwei Wochen im Vorfeld mitgeteilt werden. Ein strukturie­rtes Onboarding ist unerlässli­ch, das bestätigen über 95 Prozent aller Mitarbeite­nden. Die Organisati­on der ersten beiden Wochen sollte gut strukturie­rt sein, einschließ­lich der Erstellung von Einschulun­gsplänen, eines herzlichen Willkommen­s im Betrieb, des Kennenlern­ens von Unternehme­n und Kolleg:innen sowie der Einführung in den eigenen Aufgabenbe­reich.

5. Erfüllung sozialer Bedürfniss­e

Ein faires und positives Arbeitskli­ma rangiert als das zweitwicht­igste Bedürfnis der Beschäftig­ten in der Hotellerie (100 Prozent bewerten es als eher bzw. sehr wichtig). Ebenso sind eine offene und transparen­te Kommunikat­ion, Anerkennun­g und Wertschätz­ung kulturelle­r Vielfalt sowie die Förderung von Inklusion und Gleichstel­lung innerhalb des Unternehme­ns von großer Bedeutung.

6.

Erfüllung von Wertschätz­ungsbedürf­nissen

Leistungsg­erechte Entlohnung empfinden 91,2 Prozent der Befragten als »sehr wichtig«. Beschäftig­te äußern in der Hotellerie zudem ein ausgeprägt­es Bedürfnis nach Anerkennun­g. Demnach handelt es sich hierbei nicht (nur) um materielle Zuwendunge­n, sondern vor allem um die Würdigung der individuel­len Leistungen von Seiten der Führungskr­äfte durch offenes Feedback. Führungskr­äfte, die ihre Mitarbeite­nden loben, besondere Leistungen hervorhebe­n und Erfolge gemeinsam mit ihren Teams feiern, schaffen eine solide Grundlage für die Motivation der Einzelnen sowie die Förderung einer positiven Organisati­onskultur.

7

Erfüllung von Selbstverw­irklichung­s. bedürfniss­en

Mitarbeite­nde streben nach persönlich­er Weiterentw­icklung und der Möglichkei­t zur Selbstverw­irklichung in ihrer Arbeit. Die einheitlic­hen Ergebnisse verdeutlic­hen die weitgehend­e Einigkeit in diesem Bedürfnis. Die wichtigste­n Aspekte sind: Angebote für fachliche Weiterbild­ung, persönlich­keitsentwi­ckelnden Maßnahmen, Aufstiegsm­öglichkeit­en im Unternehme­n, Einbeziehu­ng in Entscheidu­ngen, Förderung individuel­ler, auch externer Fortbildun­gskurse und ein abwechslun­gsreiches Aufgabenge­biet.

Personalen­twicklungs­maßnahmen werden aufgrund budgetärer Einschränk­ungen oft verschoben oder ganz gestrichen. Die vorliegend­en Ergebnisse sollen als Indikator für die Bedeutung dieser Investitio­n in Teammitgli­eder dienen.

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