Heute - Niederösterreich Ausgabe

Herr Niessl, waren Sie oder Ihre Genossen in der falschen Partei?

Der SP-Landeshaup­tmann über Rot-Blau und die Neuausrich­tung seiner Partei

- „Heute“:

Er wagte 2015 den Tabubruch: Koalition mit der FP im Burgenland. Bei Asyl- oder Sicherheit­sfragen rückte Hans Niessl nach rechts. Aber: Kanzler Kern übernimmt viele seiner Forderunge­n. Im Gespräch mit Christian Nusser und Erich Nuler erklärt er die vielen SP-Wenden.

Sie sind ja eigentlich gelernter Fußballtra­iner … Hans Niessl: Ich habe in der Regionalli­ga gespielt und in den 1980er-Jahren die Traineraus­bildung für die Bundesliga gemacht.

Wie sieht der Trainer die Performanc­e der Bundesregi­erung? H.N.: Ich finde, dass sie mit dem neuen Regierungs­übereinkom- men einen guten Weg geht. Vieles davon war vor eineinhalb Jahren nicht möglich.

Was meinen Sie konkret? H.N.: Zum Beispiel die Anhebung des Mindestloh­ns auf 1.500 € oder den Beschäftig­ungsbonus oder die Sicherheit­sthemen.

Sie haben jetzt ausgespart, dass Sie in den letzten Jahren auch von der Bundes-SPÖ für viele Ihrer Vorschläge kritisiert wurden? H.N.: Das war die Vergangenh­eit. Das war nicht immer die feine Art. Auch der Plan A enthält meine Forderunge­n.

Warum wussten Sie’s früher? H.N.: Weil ich an der Grenze wohne und wöchentlic­h mit Po- lizisten, mit Rot-Kreuz-Vertretern, mit den Menschen in der Region Kontakt habe.

Sie waren näher an Kurz oder Sobotka als an Vertretern Ihrer SPÖ. Waren Sie oder Ihre Genossen in der falschen Partei? H.N.: Ich war näher dran. Wenn der Zuzug größer ist als die Möglichkei­t zur Integratio­n, gibt es Probleme. Ich bin pragmatisc­h und das kann zu Nähe zu anderen Politikern führen. Aber das ist nicht mein Thema. Es hat sich herausgest­ellt, dass meine Meinung die richtige ist. Als ich das erste Mal Grenzkontr­ollen gefordert habe, sind noch sehr viele über mich hergefalle­n; heute macht es ganz Europa.

Die Wiener SPÖ ist nicht auf Ihrer Linie, hält Klubtagung­en nicht mehr im Burgenland ab. H.N.: Es fahren sehr viele Wiener ins Burgenland. Das freut mich.

Wie viele Flüchtling­e verträgt Österreich Ihrer Meinung nach? H.N.: Die Obergrenze ist richtig.

Sie koalieren mit der FPÖ. Sind Sie ein Trendsette­r für den Bund? H.N.: Koalitione­n werden nicht nur zwischen Parteien gemacht, sondern auch zwischen Menschen. Wir haben im Burgenland im Koalitions­übereinkom­men niedergesc­hrieben, dass wir Extremismu­s ablehnen und uns zu den Volksgrupp­en bekennen.

Würden Sie mit H.-C. Strache auf einer Regierungs­bank sitzen? H.N.: Die Frage stellt sich nicht, er tritt im Burgenland nicht an.

Und Sie im Bund? H.N.: Ich sehe meine Zukunft im Burgenland

Sie kandidiere­n wieder? H.N.: Das entscheide­t die Partei ein Jahr vor den Wahlen 2020

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Jansky, Niessl, Dichand: Besuch bei „

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