Heute - Oberösterreich Ausgabe
Grasser sieht schlecht und hat viel vergessen
Mit „Meischi“über 960 Mio. gesprochen?
Sechs Monate Wartezeit im Gerichtssaal haben Karl-Heinz Grasser (49) belastet, aber nicht zermürbt. Zwinkernd ersucht er die Vorsitzende, Dokumente am Beamer zu vergrößern: „Meinem Alter geschuldet sehe ich nicht mehr so gut.“Charmant dankt er für Pausen. Und bei seiner Einvernahme gestern zeigte sich: Auch im Stil unterscheidet sich Grasser von seinem mitangeklagten Trauzeugen.
Walter Meischberger riskierte mit manchen Aussagen eine Beleidigungsklage des Hausverstands. KHG setzt eleganter auf „glücklich ist, wer vergisst“. Fragen von Richterin Marion Hohenecker zum Vorfeld des Buwog-Verkaufs beantwortet er so oft mit „Keine Erinnerung“, „Kann sein“, „Könnte mir vorstellen“, dass Besucher auf der Tribüne abwandern.
14 Jahre nach dem mutmaßlichen Schmiergeld-Deal sind Gedächtnislücken glaubhaft. Bloß: An entlastende Details erinnert sich KHG erstaunlich genau.
Quintessenz des Tages: Der ExFinanzminister wusste eine Woche vor der Vergabe, dass ein 960-Millionen-Angebot nicht gewinnen muss. Hat er mit Kumpel „Meischi“darüber gesprochen? „Kann mich daran nicht erinnern, Frau Rat.“Der Prozess geht erst am 17. Juli weiter