„Mein Kopftuch ist mein Ausweis“
V or allem für Frauen bedeutet der Neustart in einem fremden Land eine große Herausforderung. „Heute“will in einer neuen Serie aufzeigen, wie Frauen ihr neues Leben in Wien meistern.
Ruqaya Alobaidi (29), Mutter zweier Söhne (10, 6), war Anwältin in der irakischen Hauptstadt Bagdad, als sie flüchten musste. Grund: Der Mann einer Klientin drohte, ihre zwei Kinder zu töten. Mit ihren Söhnen und ihrem jüngeren Bruder war sie sieben Tage ohne Schlaf und Essen unterwegs, bis Ruqaya den Wiener Hauptbahnhof erreichte. Erst war sie im Stadion untergebracht, dann fand sie mit ihrer Familie in einem Zimmer eines Pfarrhofs Unterschlupf. Inzwischen hat Ruqaya über den Pfarrer („Er ist wie ein Vater für mich!“) Freunde gefunden, begleitet ihn zu kirchlichen Veranstaltungen – „ Mir gefallen eure Zeremonien“. Und sie hat Deutsch gelernt, arbeitet Vollzeit bei Wiener Wohnen. „Mein größter Traum: hier als Richterin zu arbeiten“, so Ruqaya verträumt. Im Herbst will sie einen Uni-Lehrgang besuchen. Die 29-Jährige ist gläubige Muslimin: „Mein Kopftuch ist mein Ausweis“, erklärt sie lachend. Was das heißt? „So sieht man, dass ich mich an „halal“halte (Anm.: „Halal“bezeichnet Dinge und Handlungen, die nach islamischem Recht erlaubt oder zulässig sind). Als ich einmal irrtümlich ein Produkt mit Schweinefleisch kaufen wollte, machte mich eine Verkäuferin darauf aufmerksam – wegen des Kopftuchs.“Ob das Kopftuch ein Hindernis ist, Kontakte zu knüpfen? „Nein, überhaupt nicht“, lacht Ruqaya