Heute - Wien Ausgabe

Todesdrama im Prater

Unternehme­n trauert um Iraker (26)

- von Walter Pohl

Es ist ein „Gefühl vom Fliegen“, das der Betreiber der Achterbahn „Volare“seinen Kunden verspricht. Es ist „eine große Traurigkei­t“, die ihn den ganzen Dienstag über am Boden der Realität drückt: „Ich weiß nicht, warum es zu dem Unfall gekommen ist. Ich weiß nur, dass man ihn nicht hätte verhindern können!“Stefan Sittler-Koidl, Präsident des Praterverb­andes, ist beim Gespräch mit „Heute“völlig zerstört. Und er erklärt im Detail, was am späten Montagnach­mittag am Betriebsge­lände der „Volare“-Bahn passiert war: Gegen 16.20 Uhr hatte Adil M., der 26-jährige „Operateur“der Attraktion, neben dem Blumenrad zwei belgische Touris- tinnen auf ihren Sitzen gesichert und die Bahn vom Führerstan­d aus in Bewegung gesetzt. Als die Fahrgäste unterwegs waren, passierte Mysteriöse­s: „ Der Adil hat scheinbar grundlos die Kabine verlassen und ist auf das Areal unter den Schienen gegangen. Keiner weiß, warum!“Ursprüngli­ch hatte es geheißen, einem Mädchen wäre bei den wilden Rotationen der „Volare“das Handy aus der Tasche gefallen. Sittler-Koidl: „Ein Irrtum! Das gefundene Handy war dem Opfer beim heftigen Aufprall, der den Operateur zu Boden geschleude­rt hatte, aus der Tasche gefallen.“Jedenfalls hatte Adil M. – er war 2015 im Zuge der Flüchtling­swelle aus dem Irak nach Österreich gekommen – das unversperr­te Gittertor zum Innen-

„Es gibt keinen Grund für das Verhalten von Adil M.“

bereich geöffnet, Sekunden später kam es zum Drama: Eine leere Doppelgond­el krachte mit voller Geschwindi­gkeit von hinten gegen Kopf und Oberkörper des Opfers: Schweres SchädelHir­n-Trauma, trotz perfekt funktionie­render Rettungske­tte verstarb der 26-Jährige am nächsten Morgen im LorenzBöhl­er-Unfallkran­kenhaus. Der bedrückte Praterpräs­ident: „Auch eine Videoaufze­ichnung brachte keinen ersichtlic­hen Grund für sein ungewöhnli­ches Verhalten.“Eigentlich hätte Adil M. die Bahn in einem Notfall mit dem „ Stopp-Taster“anhalten müssen, sie wäre langsam in eine Parkpositi­on gefahren. Vielleicht, so Sittler-Koidl, hat er gedacht, er könnte den fliegenden Wagen geschickt ausweichen. Ein tödlicher Irrtum …

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Praterchef und „Volare“-Betreiber Stefan Sittler-Koidl: „Ich bin entsetzt!“

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