„Mein Vater hat darauf bestanden, dass ich Deutsch lerne“
Vor allem für Frauen bedeutet der Neustart in einem fremden Land eine große Herausforderung. „Heute“zeigt in einer neuen Serie auf, wie Frauen ihr neues Leben in Wien meistern. Um der Familie ein besseres Leben bieten zu können, verlässt Monas Vater 1996 sein Heimatland Ägypten, seine Frau und seine Tochter – Mona von Isabella Martens war damals ein Baby – musste er zurücklassen. Erst acht Jahre später gelingt es ihm, die Familie nachzuholen. „Für mich war das neue Leben in Österreich ein Schock, es war eine völlig andere Welt“, erzählt Mona heute. „Sich hier zurechtzufinden war sehr schwer, ich konnte die Sprache nicht, hatte deshalb keine Freunde.“Der Vater trieb die Familie an: „Damals habe ich nicht verstanden, warum wir ständig Deutschkurse besuchen mussten, heute bin ich meinem Papa unendlich dankbar.“Innerhalb kürzester Zeit lernt Mona Deutsch, wohl auch deshalb, weil der Vater daheim darauf bestand, kein Arabisch zu sprechen, und verbot, arabisches TV zu schauen. Nur deutsche Kanäle waren erlaubt. „ Meine Eltern haben immer an mich geglaubt, mich immer bestärkt und unterstützt. Als ich in der 4. Klasse Volksschule war, zweifelte meine Lehrerin daran, dass es Sinn macht, mich auf das Gymnasium zu schicken.“Für Monas Vater kam die Hauptschule nicht infrage: „Das Kind geht aufs Gymnasium.“Heute studiert Mona (21) erfolgreich Publizistik, bloggt und ist eine selbstbewusste, strahlende Muslima. Ihr Kopftuch trägt sie seit ihrem 15. Lebensjahr mit Stolz: „Ich wollte schon mit elf das Kopftuch, doch meine Mutter erlaubte es nicht.“Mona scheiterte damals, weil sie als Grund angab, eine große Frau sein zu wollen. „Ich hatte das in der Moschee bei den Frauen gesehen, die trugen es. Ich wollte ein- „Ich wurde wegen des Kopftuchs angespuckt“ fach dazugehören.“Das religiöse Symbol auf ihrem Haupt hat der Muslima auch schmerzhafte Erinnerungen eingebracht: „Ich wurde auch schon deswegen angespuckt.“Was Mona aber wirklich in Rage bringt: Dass die Menschen, die sie anfeinden, nicht mit ihr reden, sondern weglaufen. Statt am Abend fortzugehen, verbringt die Wienerin – sie lebt in Meidling – ihre Zeit mit Büchern: „Ich gehe nicht gerne weg, widme mein Leben lieber etwas Sinnvollerem.“Für ihre Zukunft in Österreich wünscht sich die junge Frau mehr Toleranz: „Leben und leben lassen, dass wäre schön.“