Heute - Wien Ausgabe

„ Ich will Wahrheit, nicht Rache“

Soldat tot, in „Heute“spricht seine Schwester –

- von Clemens Oistric

Zur Trauer kommt die Wut – über die Ungewisshe­it, wie ihr kleiner Bruder starb. Die Schwester des in Wien erschossen­en Soldaten sagt traurig: „Wir wollen keine Rache, sondern die Wahrheit.“ Immer wieder kommen Hanife die Tränen. „Ismail war der Jüngste von uns vieren. Der einzige Sohn. Er hat sich beim Heer so wohl gefühlt, wollte sich sogar verpflicht­en lassen“, erzählt die Schwester des toten Rekru- ten. Sie kommt mit ihrem Schwager zum „Heute“- Interview. Deha (31) ist selbst Berufs- soldat und schildert: „Ich erfuhr über eine Bundesheer-WhatsApp-Gruppe als Erster über den Schuss in der Vorgartens­traße.“Er raste zum Tatort, wo man ihm sagte, wer der Tote war. „Es war entsetzlic­h.“Gegen 21:45 Uhr erfuhr dann auch Hanife M. von der Tragödie: „Daheim bei unseren Eltern. Ich fühlte mich wie in einem falschen Film. Meine El- tern sind am Ende. Papa isst seither nichts mehr, er trinkt nichts, er spricht nicht.“Hanife zweifelt an der Version des Schützen: „Ich glaube nicht, dass es ein Unfall war. Bekannte von ihm erzählten mir, dass er gerne mit Waffen gespielt hat.“War Ali Ü. der beste Freund ihres Bruders? „Nein, sicher nicht. Ismail hat ihn nie erwähnt und meiner Mutter erst unlängst gesagt, dass er niemanden zum Reden hat.“ Traurig erzählen die 23-Jährige und ihr Schwager: „Gestern kamen Leute vom Bundesheer zu uns. Sie wollten das Begräbnis zahlen, doch wir lehnten ab, denn sie unterstell­ten uns Rachegedan­ken, wo doch alles nur ein Unglück gewesen sei.“Die Anwälte des Toten, Ümit Vural und Philipp Winkler, fordern indes volle Aufklärung und erhoffen sich Aufschlüss­e durch ein Schussguta­chten

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Hanife M. mit dem Foto des Bruders
 ??  ?? Hanife M. bleibt nur ein Foto von ihrem erschossen­en Bruder Ismail.
Hanife M. bleibt nur ein Foto von ihrem erschossen­en Bruder Ismail.
 ??  ?? Der Schwager des Opfers, seine Anwälte Ümit Vural (l.) und Philipp Winkler (r.) wollen Klarheit.
Der Schwager des Opfers, seine Anwälte Ümit Vural (l.) und Philipp Winkler (r.) wollen Klarheit.
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