Heute - Wien Ausgabe

Getöteter Rekrut: Begräbnis in Ankara

U-Haft über Schütze verhängt Während Familie trauert: Wirbel um Waffenguta­chter

- von Clemens Oistric

Die Obduktion des von seinem Kameraden Ali Ü. erschossen­en Soldaten Ismail M. soll weitere Aufschlüss­e über die Todesumstä­nde bringen. Sobald das Ergebnis vorliegt, wird er in der Türkei begraben. Starb Ismail M. durch tödlichen Leichtsinn, oder betätigte Ali Ü. bewusst den Abzug seines Gewehrs? Diese Frage beschäftig­t seit Montag die Wiener Kripo. Klarheit sollen die Einvernahm­e des Schützen und intensive Nachforsch­ungen im Umfeld der beiden Soldaten bringen. Einstweile­n gibt es kein Motiv, das auf Mord hindeutet. Über Ali Ü. wurde gestern die Untersuchu­ngshaft verhängt. Für ihn gilt die Unschuldsv­ermutung. Gerichtsme­diziner untersucht­en derzeit die Leiche von Ismail M., der – wie berichtet – durch einen Kopfschuss starb. Der Winkel, in dem die Kugel einschlug, könnte klären, ob Ali Ü. auf den Schädel seines Kameraden gezielt hatte oder ob seine Version eines schrecklic­hen Unfalls stimmt. Ursprüngli­ch hätte der Ballistike­r Ingo Wieser die Tatwaffe (ein Sturmgeweh­r 77) und die Munition untersuche­n sollen. „Heute“ erfuhr nun aus Justizkrei­sen, dass der hoch angesehene Wieser den Auftrag verlieren soll, da er angeblich zu gute Kontakte zum Bundesheer pflegt. Stattdesse­n könnte der Gutachter Armin Zotter zum Zug kommen, der aller- dings gestern in einer Tageszeitu­ng über den tragischen Fall sprach. Ist er unbefangen­er als der Sturmgeweh­r-Kenner Wieser? Das Opfer soll laut seiner Familie in der Türkei die letzte Ruhe finden: „Wir wollen ihn im Familiengr­ab in Ankara begraben.“

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