Heute - Wien Ausgabe

Finanzmini­ster: So wird mein 1. Budget

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Am 21. März hält er seine erste Budgetrede im Parlament. Finanzmini­ster Hartwig Löger (parteifrei, von ÖVP nominiert) im ersten großen Interview über Steuerrefo­rm, Trump und Facebook.

„Heute“: Arbeiten Sie eigentlich immer noch gratis?

Hartwig Löger: (lacht) Es wurde noch kein Geld überwiesen, ja.

„Heute“: Ich spiele darauf an, dass wegen des Stichtages der Angelobung noch kein Minister bisher einen Cent Gehalt bekommen hat.

Löger: Das stimmt, aber ich bin diesbezügl­ich nicht in Sorge.

„Heute“: Die Regierung hat den Familienbo­nus beschlosse­n. Der Applaus war gering. Enttäuscht?

Löger: Nein, ich bekomme enorm viel positive Resonanz, gerade weil er ein Signal für Entlastung von kleinen und mittleren Einkommen ist. Ab 1. Jänner bekommen Familien pro Kind einen Familienbo­nus von bis zu 1.500 Euro im Jahr. Gleichzeit­ig brechen wir mit der unliebsame­n Tradition, wo unmittelba­r nach Wahlen Steuern eingeführt oder erhöht wurden, wie 2014 bei Schaumwein­steuer oder Erhöhung der NoVA. Das wird es mit mir nicht geben.

„Heute“: Es fallen aber Kinderfrei­betrag und Absetzbetr­ag für Kinderbetr­euuung weg.

Löger: Das steht in keinem Verhältnis. Dem Volumen vom Familienbo­nus in der Höhe von 1,5 Milliarden stehen hier nur 300 Mio. Euro gegenüber. Wir haben also die fünffache Wirkung und erreichen viel mehr Familien.

„Heute“: Wer unter 1.700 Euro verdient, bekommt nichts?

Löger: Ganz im Gegenteil. Wer Steuern zahlt und ein Kind hat, wird bis zu diesem Betrag zur Gänze von der Steuerlast befreit.

Zusätzlich werden Alleinverd­iener und Alleinerzi­eher, die keine Steuern zahlen, über einen negativste­uerfähigen Absetzbetr­ag profitiere­n.

„Heute“: Wann ist das fix?

Löger: Im Juli soll das Paket im Parlament beschlosse­n werden.

„Heute“: In den USA boomt der Aktienmark­t, es gibt 2,4 Millionen neue Jobs. Eigentlich müssen sie ein Trump-Fan sein.

Löger: Ich habe meine persönlich­e Meinung zu ihm. Was Trump wirtschaft­lich macht, scheint für ihn zu funktionie­ren. Das kann man nicht auf Europa ummünzen.

„Heute“: Sie führen derzeit „Beichtstuh­lgespräche“...

Löger: ... nun, ich habe keine priesterli­chen Befugnisse.

„Heute“: Aber Sie verhandeln mit den Ministern das Budget 2018/19. Wie weit sind Sie?

Löger: Die Sondierung­sgespräche gehen dem Ende zu.

„Heute“: Heißt, jeder Minister weiß, wie viel er zur Verfügung hat?

Löger: Ja.

„Heute“: Gab es viele Tränen?

Löger: Ich habe keine gesehen.

„Heute“: Sie wollen weiterhin 2,5 Milliarden einsparen?

Löger: Nicht wollen, wir werden.

„Heute“: Bei Sicherheit und Bildung soll nicht gespart werden. Also bekommen die anderen Ministerie­n je 250 Millionen weniger?

Löger: Nein, es gibt keinen eisernen Besen. Der Verteilung­sschlüssel ist extrem unterschie­dlich. Wir schauen, wo wir investiere­n, wo wir sparen können.

„Heute“: Heißt, manche erhalten mehr, einige maßgeblich weniger?

Löger: Grundsätzl­ich ja. Dort wo wir Potenziale sehen, werden wir sie realisiere­n.

„Heute“: Sie wollen in der Verwaltung eine Milliarde einsparen. Warum hat ihr Vorgänger diesen Schatz nicht gehoben? Löger: Vermutlich wurde bisher nicht so tief gegraben.

„Heute“: Wann erreichen wir ein strukturel­les Nulldefizi­t?

Löger: Möglichst schnell.

„Heute“: Also 2019?

Löger: Wenn Sie mich fragen, was ich will, sage ich 2018, aber realistisc­h ist es nicht.

„Heute“: Sie planen eine Steuerrefo­rm 2020. Wie weit sind Sie?

Löger: Die Arbeitsgru­ppen haben begonnen, bis Ende des Jahres werden die zentralen Punkte fix sein, Mitte 2019 kommt die Reform ins Parlament.

„Heute“: Die Leitlinien?

Löger: Entlastung von kleinen und mittleren Einkommen und eine massive Vereinfach­ung des Steuerrech­ts. Das bestehende System durchschau­en nicht einmal mehr Steuerbera­ter.

„Heute“: Volumen?

Löger: Etwa 5 Milliarden Euro, davon 3 Milliarden über den Tarif.

„Heute“: Sie sind nicht auf Twitter und Facebook. Reden Sie nicht gern mit Menschen?

Löger: Doch, deshalb bevorzuge ich persönlich­e Gespräche

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Finanzmini­ster Hartwig Löger „Ich habe keine priesterli­chen Befugnisse“:
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Hartwig Löger, Christian Nusser („Heute“)

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