Der ORF wird zum Tatort für wahre Krimis
„Fokus Mord“: Echte Ermittler lösen im Fernsehen reale Mordfälle
Für die nächsten acht Dienstage haben Sie ein Alibi. Zumindest in der Zeit zwischen 21.05 und 21.50 Uhr verlässt niemand freiwillig den Fernsehsessel. Da nämlich ist der ORF in „Fokus Mord“echten Verbrechern auf der Spur.
In jeder Folge wird ein wahrer österreichischer Fall rekonstruiert. „Die Serie ist wie ein klassischer fiktionaler Krimi aufgebaut“, erklärt Regisseur Chris Raiber. „Der Unterschied ist, dass neben Spielszenen bei uns echte Ermittler, Gerichtsmediziner und Psychiater, die an der realen Aufklärung beteiligt waren, zu Wort kommen.“
„Heute“konnte zwei Folgen von „Fokus Mord“vorab sehen. Fazit: je 45 Minuten kriminelle Spannung. In der DNA der Serie liegt viel Liebe zum Detail. So hängt beim Verhör in „Der Sadist“(siehe Kasten) noch das Porträt des damaligen Präsidenten Thomas Klestil am Wachzimmer. Bankomaten haben noch keine Kamera. Bezahlt wird in Schilling. Dass keine „falschen Fuffziger“– sondern echte Fahnder – der Ganovenjagd erst Leben einhauchen, beweist im ORF etwa Referatsleiter Johannes Scherz. Seine lebensnahen Schilderungen lassen einen die Luft anhalten.
Genau das war das Ziel, erläutert Polizei-Oberst Michael Mimra: „Es war uns wichtig, dass die Arbeit der Kripo realistisch und glaubwürdig dargestellt wird.“
Doch warum fesseln uns Formate wie „Fokus Mord“derart? Psychiater Reinhard Haller: „Wir werden von der Lust getrieben, das zu sehen, was sich in unseren eigenen Tiefen abspielt. Jeder Mensch hat seine Abgründe.“Ist jeder Mensch fähig zu töten? „Ja, in Notwehrsituationen oder einem ganz heftigen Affekt sicherlich.“Der Star-Gutachter selbst ist übrigens schlecht beim Mörderraten im TV: „Meine Frau meinte immer: ‚Du bist zu doof, einen Krimi zu begreifen.‘ Das hat auch gestimmt – bis ich in die Rolle des Drehbuchautors geschlüpft bin. Seither löse ich sie in der Regel.“