Heute - Wien Ausgabe

„Im Stehen pinkeln? Pures Glück!“

„Erik & Erika“ab 2.3.: Schinegger-Story als filmische Berg- und Talfahrt

- Von Maria Dorner

Als Erika vergöttert, als Erik verhöhnt – jetzt wird das Schicksal der Kärntner Skilegende (holte als Frau WM-Titel, war genetisch aber immer ein Mann – OP mit 19) endlich zu einem Kapitel österreich­ischer Filmgeschi­chte. „Es ist die Story eines Outlaws, den eine Laune der Natur dazu machte“, so Regisseur Reinhold Bilgeri beim Setbesuch zu „Heute“. „Erik musste durch zwei Höllen gehen: die persönlich­e und die öffentlich­e. Letztere war noch viel schlimmer, weil den Verantwort­lichen (u. a. ÖSVFunktio­när Fischer, gespielt von Obonya, Anm.) die eigene Reputation wichtiger war als die Leiden des Teenagers.“

Das Biopic beleuchtet den Umgang der Gesellscha­ft mit dem „Anderen“, dem „Freak“, dem „Betrüger“– das Ergebnis ist eine Berg- und Talfahrt zwischen unendliche­r Bestürzung und echtem Irrwitz. Bilgeri: „So ein Moment ist Eriks erster Versuch nach der Operation, im Stehen zu Pinkeln. Es gelingt, er ist einfach nur glücklich und lässt seine engste Vertraute, Schwester Sigberta (Marianne Sägebrecht, Anm.), daran teilhaben. Diese berührende Szene desavouier­t nicht, sie macht sympathisc­h.“

Die Geschlecht­sanpassung bedeutete zugleich den Untergang der profession­ellen Ski-Karriere, ein Schlag, der den stigmatisi­erten Sportler schwer traf. „Trotzdem ist es Erik gelungen, sich selbst zu besiegen. Weil er ein einfacher Bauernbub war, der seinen Weg – den des Sports – niemals verlassen hat.“

Gewedelt wurde auf Originalma­terial (Markus Freistätte­r: „Mit Carven war da nichts!“), ein Jahr lang bereitete sich der Mime auf seine Doppelroll­e vor. Zum Casting kam Freistätte­r im 60er-JahreTrain­ingsanzug seine Opas: „Der fühlte sich irgendwie richtig an.“

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Schinegger (M., mit Sigberta und Arzt) vor seiner Operation

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