Vulkern: Warum Ex-Kanzler verbal so ausbricht
In den vergangenen Tagen hatte SP-Chef Kern täglich mit – vornehm formuliert – kernigen Sagern erstaunt, etwa Türkis-Blau als „B’soffene“bezeichnet. Wir fragten nach, wie er diese Verbal-Verwandlung erklärt.
„Moskauer Pyramide – zwei B’soffene, die sich gegenseitig abstützen“: So hatte Kern die Regierung am Wochenende bezeichnet. Tags darauf verglich er die AUVAAuflösungspläne mit dem Austrofaschismus: „Der Letzte, der das probiert hat, war der Dollfuß (Ständestaat-Kanzler 1933, Anm.).“
Auch gestern bei der Budgetdebatte formulierte er scharf: Mit den Mitteln für den Ausbau von Ganztagsschulen und Kindergärten „können wir bestenfalls eine Runde Dreiradler im Parlamentskindergarten finanzieren“.
Woher kommen diese Ausbrüche, die auch SP-Sympathisanten verwundern? Sind sie noch lustig, eines Ex-Kanzlers würdig oder doch verbale Entgleisungen?
In Sachen Dollfuß-Vergleich ist sich Kern keiner Schuld bewusst: „In der Opposition muss man natürlich manchmal etwas deutlicher formulieren, um mit gewissen eigenen Inhalten durchzukommen und gehört zu werden“, sagt er im Gespräch mit „Heute“.
Somit sei die Kommunikation „manchmal natürlich etwas zugespitzt“, die Inhalte seien aber „ernste und seriöse Warnungen vor Fehlentwicklungen, die wir als stärkste Oppositionskraft aufzeigen müssen“.
Und das Wort „B’soffene“? „Das ist eine alte Redensart, vermutlich aus den 1960er-Jahren, die aussagt, dass sich zwei gegenseitig stützen, die in Problemen sind und vor dem Kollaps stehen.“