Das neue Leben der Schul-Dealerin
■ Milde Strafe ■ Sie hat nur mehr 1 Euro ■ … aber einen ersten Job –
Der kriminelle Gewinn ist verraucht, dafür durfte Österreichs jüngste Dealerin gestern wieder den Duft der Freiheit inhalieren. Trotz des einst blühenden Geschäfts startet sie fast pleite in ihr neues Leben.
„Is heute a gonze Schul do?“, fragte Staatsanwalt Roland Koch, als er in Eisenstadt in den bis auf den letzten Platz gefüllten Gerichtssaal
kam. Die 17-Jährige Isa F. (Name geändert) stand vor Gericht, weil sie 17,5 Kilo Cannabis an Mitschüler verkauft haben soll. Mit Stammkunden kommunizierte sie über Snapchat und setzte seit April 2017 über 200.000 Euro um.
Warum sie zu Österreichs jüngster Dealerin wurde? „Ich wollte finanziell von meinen Eltern unabhängig sein.“Ihr Taschengeld von monatlich 200 Euro besserte sie durch Drogenverkauf erheblich auf – und gab alles aus. Von den 30.000 Euro Gewinn hat sie heute noch exakt einen Euro und drei Cent am Konto. „Ich habe nie etwas gespart, kaufte mir gerne schönes Gewand und lud meine Freunde in Restaurants ein. Es tut mir leid“, sagte Isa unter Tränen.
Anwältin Astrid Wagner bat um Milde – und Richterin Gabriele Nemeskeri fällte ein Urteil mit Augenmaß: drei Monate unbedingte Haft. Staatsanwalt Koch: „Sie haben unfassbares Glück, dass sie so jung sind.“Da Isa mehr als die Hälfte der Strafe schon abgesessen hat, kam sie gleich nach dem Prozess frei. Vor dem Häf’n warteten Familie und Freunde und schlossen sie in die Arme.
Für Isa ging es dann heim, wo ihr Opa und der kleine Bruder sie sehnsüchtig erwarteten, schminkte sich, duschte, erzählte ihre Mama „Heute“. Freitag beginnt die Heuschrecken-Liebhaberin mit Sozialarbeit in einem Tierheim.
Demnächst will sie bei einem Praktikum in einem Buchverlag ein neues Kapitel im Leben aufschlagen. Über ihre Dealer-Karriere soll dann Gras wachsen