Heute - Wien Ausgabe

Brüsseler Spitzen

- twitter.com/NusserChri­stian

Bei der Regierungs­klausur unlängst traf ich einen lieben Kollegen. Auf wundersame Weise hatte sich in der Nacht davor die Albanienro­ute aufgetan. „Als Zeitung kommt man an diesem Thema ja nicht vorbei“sagte er. „Wieso? Schreib einfach nicht darüber“, antwortete ich ihm. Er sah mich an, als hätte ich ihm Ronaldo aus dem Panini-Album gekletzelt.

Medien ereifern sich seit Wochen über „Message Control“und darüber, wie schamlos sich die Regierung inszeniere. Trotzdem umschwirrt­en gestern 17 Reporter (und 3 vor Ort) ebendiese. Ab der Früh wurde fröhlich aus dem Flieger, in dem Kanzler, Vizekanzle­r und Minister saßen, getwittert und es wurden lustige Bilder gepostet. Heute werden die Zeitungen voll sein mit Berichten über ein Ereignis, dessen Inhaltssch­were sich in einem Satz (okay, wir haben fünf ausgegeben) stemmen lässt: Die Koalition hielt in Brüssel einen 20-minütigen Ministerra­t ab und traf die EU-Kommission.

Ab heute wird bei der Regierungs­enquete über die Zukunft der Medien debattiert. Ich fände es eine gute Idee, wenn Journalist­en einmal ganz für sich allein eine Enquete abhalten und in ihren Beruf hineinhorc­hen. Es kann nämlich gut sein, dass Türkis und Blau ziemlich genau wissen, wie sie mit den Medien umgehen müssen. Die Medien aber nur ziemlich ungenau, wie sie mit dieser Regierung verfahren sollen

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Kommentar von „Heute“-Chefredakt­eur Christian Nusser
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