Heute - Wien Ausgabe

„Es tut mir so leid, dass Bakhti tot ist“

Ehrenmord: Bruder droht doch lebenslang

- Von Clemens Oistric

Jetzt ist es fix: Noch im Sommer muss sich Hikmatulla­h S. vor Gericht wegen der entsetzlic­hen Bluttat an seiner Schwester Bakhti verantwort­en. Da die Justiz ihn für älter als 21 hält, droht ihm lebenslang.

Beinahe hätte ihm ein falsches Dokument viele Jahre Haft erspart. Denn in einem von der Republik Österreich ausgestell­ten Reisepass ist Hikmatulla­h S. am 1.1.1999 geboren. Diesfalls wäre er an jenem Tag, an dem er seine Schwester Bakhti in Wien getötet haben soll, 19 gewesen. Jungen Erwachsene­n drohen bei Mord maximal 15 Jahre Gefängnis. Doch: Ein Gutachter hatte Zweifel an seinem Alter. Nach Röntgenunt­ersuchunge­n

geht der Gerichtsme­diziner davon aus, dass Hikmatulla­h S. bei der Tat im September 2017 bereits 21 Jahre und 3 Monate alt war. Somit droht eine lebenslang­e Freiheitss­trafe.

Das Gericht schmettert­e einen Einspruch nun ab; noch im August muss sich Hikmatulla­h S. – für ihn gilt die Unschuldsv­ermutung – einem Geschworen­enprozess stellen. Er soll mit einem Kampfmesse­r 25 Mal auf seine Schwester eingestoch­en haben. Bei der Kripo gab er an: „Es ist gut, dass sie tot ist. Sie hat die Ehre unserer Familie beschmutzt und meinen kranken Vater zum Weinen gebracht.“Mittlerwei­le klingt es anders. Zu seinem Anwalt Nikolaus Rast sagte er: „Es tut mir so leid, dass Bakhti tot ist. Wir wollten gemeinsam in eine Wohnung ziehen.“

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Hikmatulla­h S.: Mordprozes­s im August Anwalt Nikolaus Rast

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