Heute - Wien Ausgabe

„Pichowetz, das war eine Schnapside­e!“

Harald Serafin über die neuen Seefestspi­ele

- Von Maria Dorner

Bevor Peter Edelmann am 12.7. mit „Gräfin Mariza“an Bord erstmals in See sticht, plaudert der alte Kapitän (Intendant bis 2012) im „Heute“-Talk aus dem Nähkästche­n. Geld, Gäste und Schnapside­en – apropos: Am 3.7. eröffnet in Mörbisch die ihm gewidmete Wunder.Bar.

„Heute“: Ihre erste Reaktion, als Ihnen Peter Edelmann von seinen Wunder.Bar-Plänen erzählte? Harald Serafin: Ich sagte, dass ich keine Lust darauf habe. Erst, als ich erfuhr, wo sie sein soll – Festspielg­ebäude, 1. Stock –, war ich begeistert. Das ist ein Achtungsbe­weis.

„Heute“: Achten Sie ihn ebenso?

Serafin: Ja. Er hat den Atem und den Schmäh. Ich kenne ihn schon lange, er hat bei mir in den großen Operetten gesungen. Als ich ging, war für mich klar, dass er mir nachfolgt. Und dann kam Dagmar Schellenbe­rger. Eine tolle Sängerin, aber doch keine Intendanti­n.

„Heute“: Wären Sie mit Gerald Pichowetz (sein Vertrag wurde 2017 noch vor Amtsantrit­t wegen „künstleris­cher Differenze­n“aufgelöst, Anm.) glückliche­r gewesen?

Serafin: Das war eine Schnapside­e. Der ganze Unfug mit der Findungsko­mmission, in so einem kleinen Land! Da fragt man doch einfach. Aber nein, man greift wieder daneben. Ich hab nichts gegen

ihn, aber das ist doch unmöglich, dass er von seinem kleinen Theater, wo er der Star ist, in so ein Unternehme­n rübersteig­t. Er war gescheit genug, auszusteig­en.

„Heute“: Hinterließ das Spuren?

Serafin: Natürlich. Das streut doch unbewusst auf die Gäste. Umso wichtiger, dass wir Edelmann jetzt von allen Seiten her unterstütz­en, damit wieder Geld reinkommt. Damit der Publikumsa­bfall, wie man so schön sagt, reorganisi­ert werden kann.

„Heute“: Edelmann setzt nicht nur große Stücke auf echte Klassiker, sondern auch auf ausländisc­he Gäste. Werden die kommen?

Serafin: Die Wirtschaft hat nachgelass­en. Da darf man sich nicht auf die Chinesen verlassen oder die paar Sachsen. Und die Ungarn haben selbst Festivals, die nur die Hälfte kosten. Für ein in Österreich produziert­es und von einem österreich­ischen Direktor vertrieben­es Kulturgut brauchen wir heimisches Publikum. Wir müssen also um die Österreich­er kämpfen!

seefestspi­ele-moerbisch.at

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Der Neue (Edelmann), der Alte (Serafin, r.) – und die vollendete gigantisch­e Geige

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