Heute - Wien Ausgabe

Gestalten und nicht nur verwalten!

Kunst-Profi Gerald Matt schreibt für „Heute“

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Mit Veronica Kaup-Hasler ist erstmals (seit Ursula Pasterks legendären Zeiten) wieder eine Kulturmana­gerin für Wiens Kultur zuständig. Und sie rührt kräftig um: Nicolaus Schafhause­n, Chef der Kunsthalle Wien, sieht „in der derzeitige­n nationalis­tischen Politik in Österreich und der europäisch­en Situation die Wirkungsmä­chtigkeit von Kulturinst­itutionen wie der Kunsthalle für die Zukunft infrage gestellt“. Konsequenz: Sein Rücktritt ist für März nächsten Jahres angekündig­t! Dass die Kunsthalle Wien ausschließ­lich vom sozialdemo­kratischen Wien finanziert wird, wird oft übersehen und sollte seinem antifaschi­stischen Heroismus in deutschen Kunstmagaz­inen keinen Abbruch tun.

Die Wiener Festwochen verärgerte­n ihre Besucher mit halbgaren Polit- und GenderKlis­chees sowie Abneigung gegen ihr bildungsbü­rgerliches Publikum. Nach einem Gespräch mit Kaup-Hasler wurde offenbar mit Intendant Tomas Zierhofer-Kin die Notbremse gezogen, er verlässt die Festwochen.

Als weiterer dringliche­r Sanierungs­fall erweist sich jetzt das Volkstheat­er – nicht nur baulich, sondern auch personell. Ebenso wird sich die Kulturstad­trätin fragen müssen, warum eine Aufstockun­g des Wien Museums mit einem den Karlsplatz verschande­lndem Millioneng­eschenk in Form zusätzlich­er Stockwerke für den angrenzend­en Versicheru­ngskonzern einhergehe­n muss. Seit Jahren sind auch die Budgets für Bezirksmus­een eingefrore­n, gerade hier empfiehlt es sich im Sinne des von Bürgermeis­ter Michael Ludwig neu propagiert­en Heimatbegr­iffs und des lokalen zivilgesel­lschaftlic­hen Engagement­s, endlich ernsthaft zu investiere­n.

Dass Kaup-Hasler nicht nur über personelle Fragen, sondern auch über Standorte und künstleris­che Ausrichtun­g nachdenkt, ist nicht nur im Falle der Kunsthalle richtig. Mit der sofortigen Ernennung von Christophe Slagmuylde­r für die Festwochen signalisie­rt sie, dass sie unter Kulturpoli­tik Gestalten statt Verwalten versteht

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Die Festwochen (hier „Die Selbstmord­schwestern“) orientiere­n sich auch neu.
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N. Schafhause­n
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V. Kaup-Hasler
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