Kopflos durch die Felsenreitschule
Premiere am 28.7.:Castellucci galoppiert mit unblutiger „Salome“in Salzburg ein
Es gibt viele Arten, den Kopf zu verlieren. Romeo Castellucci wählt die schlichteste: „Er wird abgeschlagen.“So weit, so blutig – wobei der „Salome“-Generalbeauftragte (Regie, Kostüme, Bühne, Licht) in seiner Inszenierung eben darauf gänzlich verzichtet. Denn gleich zu Beginn der Aufführung wird der Lebenssaft vom Messingboden der Felsenreitschule gewischt: Blut kriegt so die nötige Präsenz, das Massaker bleibt aus.
An Schockbildern- und momenten fehlt es der RichardStrauss-Oper über die manische Begierde der Prinzessin
von Maria Dorner
Salome (der eingesperrte Täufer Jochanaan verdreht ihr den Kopf und verliert daraufhin den seinen) trotzdem nicht, dafür sorgen u.a. hauptlose und in Plastiksäcke gewickelte Leiber, sexualpathologische Untertöne und ein Pferdekopf. Die (akuten) Themen des Meisterwerks: Machthunger, Narzissmus, Religion, der Geschlechterkampf und sexueller Missbrauch – reduziert inszeniert, mit Franz Welser-Möst am Pult und Titelheldin Asmik Grigorian erstklassig besetzt. Herodes bettelt vor dem nackten Mineralstein um Salomes berühmten „Tanz der sieben Schleier“, der Ort wird so zur Figur und macht ein Bühnenbild obsolet. „Der Raum verströmt eine animalische Atmosphäre“, so Castellucci. „Die geschlossenen Arkaden erzeugen eine Stimmung der Beklemmung, des Erstickens.“