Lebenslang für Mord an Schwester
Sie hat die Ehre der Familie beschmutzt, also musste sie sterben. Mit 28 Messerstichen tötete Hikmatullah St. seine eigene Schwester Bakhti. Gestern vor Gericht rechtfertigte er sich wirr. Urteil: lebenslang.
Er trug keinen Anzug, ging aber mit „Frack“. So nennt man im Häf ’n-Jargon eine lebenslange Haftstrafe – und die fasste Hikmatullah St. (nicht rechtskräftig) aus. Er wurde leger gekleidet – in Jeans, T-Shirt und Sportschuhen – am Wiener „Landl“vorgeführt.
Die Fragen von Richter Stefan Apostol beantwortete er äußerst wortkarg. Und die paar Sätze, die er doch über die Lippen brachte, waren schwer verdauliche Kost. „Ich möchte um Verzeihung bitten.
Ich habe diese Straftat wegen der Kultur begangen“, murmelte er in seiner Muttersprache. Sein Anwalt Nikolaus Rast mühte sich nach Kräften, die verstörenden Worte seines Mandanten abzuschwächen: „Man kann das, was passiert ist, nicht entschuldigen. Er ist aber nur ein Werkzeug.“
Was er nicht aussprach, aber viele im Saal dachten: In der afghanischen Familie drehte man wohl an einigen Schrauben, um Hikmatullah St. zur Tat zu treiben.
Denn Bakhti galt daheim als „Problemfall“. Die offiziell 14-Jährige (laut Gutachten 18) lernte eifrig für die Schule, dabei reiche es für eine afghanische Frau doch, kochen und bügeln zu können, so ihre Verwandten. Bakhti legte das Kopftuch ab, wollte von zu Hause, wo sie vom Vater und dem Bruder geschlagen wurde, ausziehen.
Das war ihr Todesurteil. Im Herbst 2017 passte Hikmatullah (soll älter als 21 sein) sie bei der U-Bahn-Station Reumannplatz ab, verfolgte sie bis in einen Hinterhof und stach 28 (!) Mal mit einem Kampfmesser auf sie ein – „mit großer Wucht und Energie. Drei Stiche waren Durchstiche“, so Gerichtsmediziner Reiter.
Zur Kripo sagte der Killer: „Es ist gut, dass sie tot ist. Sie hat unsere Eltern immer wieder zum Weinen gebracht und die Ehre unserer Familie beschmutzt.“
Richter Apostol zum Urteil lebenslang: „Mit dieser Tat stehen Sie außerhalb der Gesellschaft. Dafür kann es nur die Höchststrafe geben.“Anwalt Rast beruft