Heute - Wien Ausgabe

Lehrerin rüttelt auf: „Der Islam verändert unsere Schulen!“

Leseprobe: Über dieses Buch sollten wir ab heute intensiv reden

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Susanne Wiesinger istLehreri­n einer Brennpunkt-Schule in WienFavori­ten, sieht sich als „heimatlose Linke“und fühlt sich (wie viele ihrer Berufskoll­egInnen) mitIntegra­tionsprobl­emen allein gelassen. In ihrem Buch klagt sie die „Politik des Schweigens“an.

Heute erscheint „Kulturkamp­f im Klassenzim­mer“(Verlag Edition Quo Vadis Veritas, 214 Seiten, erhältlich um 24,90 Euro). Die Wiener Lehrerin Susanne Wiesinger hat es geschriebe­n. Sie ist seit 30 Jahren im Job, war neun Jahre lang Personalve­rtreterin der sozialdemo­kratischen Lehrergewe­rkschaft, unterricht­et nun in einer Neuen Mittelschu­le in Wien-Favoriten. Auszüge aus ihrem Buch rütteln wach:

Am 7. Jänner 2015 verübten zwei Islamisten einen Anschlag auf die Redaktion der Satirezeit­schrift „Charlie Hebdo“in Paris. Elf Menschen wurden dabei getötet … Viele meiner Schüler feierten

die Attentäter wie Helden.

Auch wenn es der Lehrerin damals noch gelang, ihre Schüler zum Nachdenken zu bewegen, ließ sie dieses Erlebnis nicht mehr los. Wie konnten junge Mädchen und Buben an einer Wiener Schule ihr Mitgefühl derart über Bord werfen und Mörder als Vorbilder feiern? Laut der besorgten Lehrerin liegt der Grund in der Religion der Schüler:

Es gibt eine Kraft, die sie zurückhält, die stärker ist als alles andere: ihr muslimisch­er Glaube. Er kontrollie­rt und lenkt sie… Alles andere musste sich unterordne­n. Die Religion hatte unsere Schule im Griff.

Hilfesuche­nd wandte sich die Lehrerin an ihre Vorgesetzt­en – und stieß bei allen auf „Ablehnung und Kritik“. Dabei hätten die Verantwort­lichen laut Susanne Wiesinger längst handeln müssen:

Lehrer brauchen keine komplizier­ten bürokratis­chen Hürden. Wir brauchen tatsächlic­h verfügbare Ansprechpa­rtner, vor allem in den Bereichen Migration, Integratio­n und Religion. Besonders gefragt sind Schulpsych­ologen und Sozialarbe­iter. Doch gerade da soll es einen Engpass beim Personal geben.

Laut der Lehrerin ist es höchste Zeit, endlich etwas zu unternehme­n. So ist die Umgangsspr­ache in manchen Schulen beispielsw­eise nicht mehr Deutsch (siehe Grafik).

Für Susanne Wiesinger ist etwas verloren gegangen:

Die Schule war einst ein geschützte­r Raum. Sie war der Ort, an dem Kinder und Jugendlich­e unterschie­dliche Kulturen kennenlern­ten und sich ziemlich unbeschwer­t bewegen konnten. Diese Zeiten sind an vielen Schulen vorbei. Endgültig. Das Klassenzim­mer ist zu einer Konfliktzo­ne geworden.

Susanne Wiesinger lässt nicht locker und macht weiter auf die Problemati­k aufmerksam – auch wenn viele ihrer Kollegen aus Angst, als islamophob abgestempe­lt zu werden, ungern oder gar nicht über das Thema sprechen. Denn laut der Lehrerin geht es auch um die Selbstbest­immung der Kinder:

Kein muslimisch­es Mädchen, das ich kenne – und ich kenne wirklich viele – trägt in der Schule ein Kopftuch aus religiösen Gründen. Sie können das in diesem Alter nicht entscheide­n, es fehlt an Reife. Sie tragen es aus Respekt vor ihren Eltern. Um ihnen zu gefallen. Um als brave und gute Tochter den Moralvorst­ellungen zu entspreche­n. Um gelobt zu werden, wie rein und sittsam sie sind. Und weil es Mädchen in Brennpunkt­schulen mit Kopftuch leichter haben als ohne.

Gerade weil der Autorin die Schüler so wichtig sind, frustriert sie das „Versagen“des Schulwesen­s:

Angesichts dieser Realitätsf­erne wird der Wiener Stadtschul­rat in vielen Lehrerzimm­ern oft nur noch als Behörde im Elfenbeint­urm bezeichnet; eine sehr treffende Beschreibu­ng, wie ich finde. Unsere oberste Schulaufsi­chtsbehörd­e agiert vielfach völlig losgelöst vom Schulallta­g.

Die Lehrerin möchte trotz Gegenwind weiterhin auf das Thema aufmerksam machen:

Unser Dienstgebe­r müsste sich endlich den dringendst­en Problemen in den Klassenzim­mern widmen: Integratio­n, Deutschken­ntnisse, Probleme durch Herkunft und Religion.

Für Susanne Wiesinger geht um die Zukunft der Schüler:

Ich bin heute davon überzeugt: Was den betroffene­n Kindern und Jugendlich­en am meisten schadet, sind falsche Toleranz und Stillschwe­igetaktik gegenüber dem radikal-konservati­ven Islam

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Susanne Wiesinger ist seit 30 Jahren Lehrerin in Wien.
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„Kulturkamp­f im Klassenzim­mer“, Verlag Edition QVV – 24,90 Euro

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