Häuschen statt „Haus der Geschichte“
Kunst-Profi Gerald Matt schreibt für „Heute“
Oft gilt der Satz : Weniger ist mehr. Für das Samstag öffnende „Haus der Geschichte“in der Neuen Burg am Heldenplatz gilt das leider nicht. Jahrelang wurde darum politisch gestritten, geplant und umgeplant, Standorte wurden diskutiert.
Nun wird ein Häuschen der Geschichte der Öffentlichkeit übergeben. Nur 750 Quadratmeter groß, ein kleiner, ein 60 Meter langer Raum, in dem als Zeitleiste die Geschichte der Republik abgebildet wird. Mehr nicht. Zu sehen gibt es im Wenigen viel, 1.905 Objekte, vom Waldheim-Pferd bis zum Hermann-Maier-Skihelm. Das Team um Direktorin Sommer hat sich redlich bemüht.
Aber das neue Haus reiht sich trotzdem ein in eine Reihe von für Wiens Museumslandschaft schädlichen Kompromissen, vom geplanten hässlichen, den Hartl Bau und Karlsplatz verunstaltenden Aufbau aufs Wien Museum bis hin zum umstrittenen Albertina-KünstlerhausDeal um die Sammlung Essl.
Passend zur Misere soll nun Kulturminister Blümel auch über eine Umbenennung des Minimuseums in „Haus der Republik“nachdenken. Und an die Kandare genommen werden soll das Häuschen, es soll institutionell ans Parlament angebunden werden.
Damit die unendliche Geschichte nicht endgültig zur Farce verkommt, bedarf es jedoch neben einer dem Anliegen und Inhalt entsprechenden räumlichen Dimension auch einer politischen und wissenschaftlichen Unabhängigkeit.
Viele Fragen sind offen. Ob nicht überhaupt ein Neubau die angemessenere Lösung für eine selbstbewusste Republik wäre und ob dieser nicht an der Stelle der Parlamentsersatzcontainer stehen könnte, auch um den in der Monarchie nicht fertiggestellten Platz abzuschließen. Große Reden zur Einweihung des Hauses werden die bisherige Alibiaktion nicht kaschieren können.
Dennoch ist die Eröffnung des Hauses der Geschichte eine Chance: nämlich dann, wenn aus dem Weniger mehr wird