Endlich pottert’s im Kino wieder
„Grindelwalds Verbrechen“startet heute
Stehen Vater und Sohn auf der Bühne. Kein Witz, aber mit Sicherheit witzig. Steinhauer und Stein machen erstmals gemeinsam Kabarett und wühlen sich mit feiner Klinge, Jux und Tollerei durch ihre emotionale Geschichte. Der Talk über Streitkultur, Pyromanie und Tatmotive.
„Heute“: Matthias, wollten Sie Ihren Vater schon einmal töten?
Matthias: Klar, als Teenager. Aber eher auf die saloppe wienerische Art, so à la: „Ma Oida, bitte, ich pack’s nicht!“Aber Mord, Mord. So was denkt man nicht zu Ende.
„Heute“: Was war der Auslöser?
Matthias: Als Jugendlicher war ich viel zu still. Ich war kein Revoluzzer, hab vieles außerhalb der Familie verarbeitet. Ich hab Dinge angezündet, gestohlen, Blödsinn gemacht. Ich hab den Druck, den Eltern unweigerlich auf Kinder ausüben, weil sie sie lieben, nicht am Vater abgelassen, sondern anders. Wenn du Dinge anzündest, heißt das: „Hallo, da bin ich.“
Erwin: Das klingt ja jetzt, als hättest du den Justizpalast angezündet. Ich weiß noch, ich hab in Ischl den „Salzbaron“gedreht in den 90ern, da kam ein Anruf, dass du in der Schule mit Freunden geschaut hast, ob eine Jeansjacke brennt. Das fällt für mich eher unter jugendliche Neugier als unter Pyromanie.
Matthias: Und dann, so mit 25, da haben wir uns hingesetzt und offen über die Vergangenheit geredet. Das war für Papa nicht leicht, weil es mir nicht darum ging, alles als super hinzustellen und ihn als tollen Papi zu loben. Das war er eh. Wenn man schaut, was anderen familiär so widerfährt, bin ich noch gesegnet. Obwohl ich nicht getauft bin. Ich nehme auch wahr, dass sich unsere VaterSohn-Beziehung
verstärkt, durch die Arbeit. Da gibt’s professionelle und private Berührungspunkte, die sich vermischen. Und das macht die Bühnenarbeit so komplex. Und so anstrengend. Erwin: Probe heißt ja Konflikt. Wir sind keine Harmoniker, die aus der liebevollen Zusammenarbeit etwas entstehen lassen. Wir versuchen das über den Konflikt zu machen. Weil wir glauben, dass der Konflikt viel ehrlicher ist, weil jeder seine eigenen Interessen durchsetzen will. Und genau das ist auch der Stoff dieses Stückes. „Heute“: War die Streitkultur, die Sie pflegen, immer so ausgeprägt? Erwin: Die Kinder (Ilse und Matthias, Anm.) haben so ab dem 12. Lebensjahr bei mir gelebt. Wir waren eine kleine Familie. Es war eine große Aufgabe, Kindern klarzumachen, dass man auch zu dritt eine Familie sein kann. Weil Kinder, die aus einem bürgerlichen Haushalt mit Vater, Mutter, Kind kommen, das nicht gewohnt sind. Matthias: Na ja, zu dritt … Wir haben bei dir gelebt, Papa. Weil sich Mamas Lebensumstände geändert haben, die haben mir nicht gepasst. Aber meine Mutter war immer noch da, sie hat immer dazugehört. Wir waren eine klassische Scheidungsfamilie, oder? Erwin: Ich brauche kein Etikett für das, was wir waren.
„Heute“: Theater gespielt haben Sie ja schon öfter gemeinsam. Was bleibt da besonders in Erinnerung? Erwin: „Der Bockerer“, 2007 im Landestheater NÖ. Das war ja echt gewalttätig. Matthias stand mit nacktem Oberkörper da, ich musste ihn mit einem Gürtel schlagen. Ich hatte eine totale Sperre, auf mein Kind einzuhauen, weil ich es ja nicht gewohnt war. Matthias meinte nur: „Papa, du kannst ruhig hinhauen, ich spür’ das nicht!“
„Vatermord“(keine Anleitung!) feiert heute Premiere im Wiener Rabenhof: heute.at/tickets
„Als hättest du den Justizpalast angezündet. Es war eine Jacke!“
Erwin Steinhauer zu Sohn Matthias