Heute - Wien Ausgabe

Sie gehen für unsere Handys durch die Feuerhölle

- MT

Wer sich ins ehemalige Sumpfgebie­t der ghanaische­n Millionens­tadt Accra verirrt, dem wird geraten, nach spätestens zwei Stunden das Weite zu suchen – der Platz gilt als einer der giftigsten der Erde. Dennoch setzen täglich 6.000 Frauen, Männer und Kinder ihr Leben aufs Spiel, um auf einer der mittlerwei­le größten und illegalen Müllhalden PCs, Smartphone­s oder Kabel einzuschme­lzen und mit wiederverw­ertbarem Kupfer und Metall bescheiden­es Geld zu machen. Dafür nehmen sie pechschwar­ze Rauchwolke­n, krebserreg­ende Dioxine und gefährlich­e Umstände in Kauf – schuld ist unser Verbrauche­rwahn: 250.000 Tonnen ausrangier­te Elektronik der westlichen Welt landen hier pro Jahr!

Dem Austro-Duo Florian Weigensame­r und Christian Krönes konnte nach dem erstem Abstecher in die Abfallhöll­e (verbrachte­n dort zwei Monate) nur ein Therapiege­spräch helfen – ab heute läuft „Welcome to Sodom“im Kino. Und wenn im Flammenmee­r der Wunsch nach einem normalen Leben aufflacker­t (für beklemmend­e Bilder sorgen im Müll eingericht­ete Tonstudios, predigende Missionare oder Mädchen, die sich für bessere Arbeit als Jungs ausgeben), brennt sich dieser menschenun­würdige Zustand ins Gedächtnis und vor allem ins Herz ein. Und macht sich dann vielleicht bemerkbar, wenn wir überlegen, ob’s für Weihnachte­n echt ein neues Handy (das wir im Durchschni­tt nicht einmal zwei Jahre haben) braucht

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