O wie trügerisch sind Weiberherzen …
Kunst-Profi Gerald Matt schreibt für „Heute“
Die Bregenzer Festspiele laden dieses Jahr zu Verdis „Rigoletto“ein. Um es gleich vorwegzunehmen: Die Reise nach Bregenz hat sich gelohnt. Der Opernhit der Extraklasse wartet mit einer hinreißenden Inszenierung, einem spektakulären Bühnenbild und toller Besetzung auf. Und „Rigoletto“ist eine fantastische Oper, schaurig, dramatisch, ohne Happy End, aber voller herrlich-berührender Melodien, allen voran der Ohrwurm: „La donna è mobile“oder, wie Fritz Wunderlich einst so melancholisch sang: „O, wie trügerisch sind Weiberherzen.“
„Rigoletto“beruht auf dem Melodrama „Le roi s’amuse“von Victor Hugo. Verdis Meisterwerk war schon bei der Uraufführung 1851 am Teatro la Fenice in Venedig ein überwältigender Erfolg. Es ist nach wie vor eine der meistgespielten italienischen Opern.
Der Plot: Hofnarr und Kuppler Rigoletto amüsiert sich über das Liebestreiben seines Herzogs, in Bregenz ein Zirkusdirektor. Monterone, der seine Tochter durch den Herzog entehrt sieht, verflucht ihn. Als guter Vater will Rigoletto jedoch seine Tochter Gilda vor dem Frauenhelden schützen. Als sie sich in den untreuen Herzog verliebt, will Rigoletto Rache nehmen. Doch der gedungene Mörder erdolcht Gilda, die in Männerkleidung den Platz ihres Geliebten einnimmt. Der Fluch Monterones hat sich erfüllt.
Regisseur Philipp Stölzl arbeitet virtuos die Kontraste zwischen zirkushaftem Wirbel und innigem Kammerspiel in Verdis Musik heraus. Mittelpunkt der Bühne ist ein riesiger Clownschädel, 35 Tonnen schwer, mit Rüschenkragen und zwei bis zu 12 Meter hohen beweglichen Händen und Augen, die Bühnenbildkünstler Frank Schulze seit Oktober aus Fassadenputz, Styropor und Farbe modellierte.
Die Wiener Symphoniker unter Enrique Mazzola zeigen sich tadellos. Aus dem hervorragenden Sängerensemble, das auch zu spielen weiß, ragt neben Stephen Costello und Vladimir Stoyanov vor allem Melissa Petit als Gilda heraus.
Gespielt wird bis zum 24. August in 26 Aufführungen, 190.000 Tickets sind bereits verkauft. Intendantin Elisabeth Sobotka, die im Vorjahr mit „Carmen“einen Riesenerfolg gefeiert hat, zeigt erneut, dass Populäres und Qualität in der Kunst kein Widerspruch sein müssen; und Bregenz zeigt, dass sich Kultur, schöne Landschaft und Badespaß aufs Angenehmste verbinden lassen