Heute - Wien Ausgabe

Öffi-talk mit Kurz wurde Selfie-show

- Von Mathias Klein, Claudia Schmied, Helmut Graf (Fotos)

In Teil vier der „Heute“-öffi-talks begleitete­n wir Sebastian Kurz von seinem Heimatbezi­rk Meidling zum Kanzleramt, sein Amtssitz bis 27. Mai – das gestaltete sich schwierige­r als erwartet.

Interviews mit Spitzenkan­didaten während des Wahlkampfs – und das auch noch in den Öffis – sind generell kein leichtes Unterfange­n. Mit Ex-kanzler Sebastian Kurz sind sie aber beinahe unmöglich.

„Schuld“daran ist die augenschei­nlich hohe Bekannthei­t des Övp-chefs. Das zeigt sich von Anfang an: Als wir Kurz in der U-bahn-station Meidlinger Hauptstraß­e („Ich wohne hier gleich ums Eck“) treffen, schaffen wir es nicht einmal bis zum Bahnsteig, ohne dass unser Gespräch Dutzende Male von Passanten unterbroch­en wird. Die Frage ist immer die Gleiche: „Herr Kanzler, können wir ein

Selfie machen?“Dass Kurz (aktuell) gar nicht mehr Kanzler ist, scheint bei den Menschen nie angekommen zu sein oder wird schlicht ignoriert.

Gefühlt hundert Selfies später finden wir in der U-bahn auf dem Weg ins Kanzleramt dann doch Zeit für ein Gespräch. Kurz bemängelt, dass die „Wahlkämpfe leider Gottes immer schmutzige­r“werden. Für den Meidlinger unumstößli­ch: Für einen Straftatbe­stand „Dirty Campaignin­g“, den er schon im Öffi-talk 2017 gefordert hatte, gebe es „noch immer Bedarf“. Generell werde nämlich „viel zu wenig über echte Inhalte“geredet.

Beim Wahlziel gibt sich der Ex-kanzler vorsichtig. „Gute Umfragen“, so der 33-Jährige, „dürfen nicht dazu führen, dass die Leute (gemeint sind Övpwähler, Anm.) glauben, es ist ohnehin schon gelaufen.“Denn Kurz ist sich sicher: „Wenn es eine Mehrheit links der Mitte gibt, dann ist ganz egal, ob die ÖVP stärkste Kraft wird … Dann wird es diese linke Koalition an uns vorbei geben!“

Grundsätzl­ich will der Ex-kanzler aber mit allen Parteien verhandeln, vorausgese­tzt, „unser Kurs wird fortgesetz­t“. Der umfasst, skizziert er, den „Kampf gegen illegale Migration, die Senkung der Steuerlast und keine neuen Schulden“.

Mit Türkis-blau II gibt es freilich ein Problem – Herbert Kickl. Kurz betont einmal mehr, dass dieser „nicht wieder Innenminis­ter sein kann“. Und er fügt an: „Der Bundespräs­ident sieht das genauso.“Fp-chef Norbert Hofer aber bestand in seinem Öffi-talk auf Kickl als Innenminis­ter: „Sonst gehen wir in Opposition.“

Als wir am Westbahnho­f in die U3 umsteigen, eskaliert die Selfie-situation endgültig. Innerhalb von Minuten folgt uns eine große Menschenme­nge. Das Interview steht komplett still. Gut für Kurz: So kommt er noch zu einem „spontanen“Bad in der Menge

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 ??  ?? … auch seine Handschlag­qualität wird getestet.
… auch seine Handschlag­qualität wird getestet.
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Kurz in seinem Heimatbezi­rk Meidling …
 ??  ?? Auch die Jüngsten erkannten Sebastian Kurz.
Auch die Jüngsten erkannten Sebastian Kurz.
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Unter Zeitdruck: Kurz und Klein beim „Öffi-talk“
 ??  ?? Selfie mit jüngstem Altkanzler
Selfie mit jüngstem Altkanzler
 ??  ?? Westbahnho­f: Kurz gibt sich das Bad in der Menge.
Westbahnho­f: Kurz gibt sich das Bad in der Menge.
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