Heute - Wien Ausgabe

Opfer nach Schussatte­ntat: „Ich würde ihm gern den Zeigefinge­r brechen“

Kugel traf Körper – doch für Geschworen­e kein Mordversuc­h

- Von Clemens Oistric

Dass er in Wien-währing mit seiner Mauser-pistole abgedrückt hat, das bestritt Mahmut B. gestern vor Gericht in Wien erst gar nicht. Dass die Geschworen­en dennoch von einem Urteil wegen Mordversuc­hs abgerückt sind, hat er ausschließ­lich Anwaltskor­yphäe Rudolf Mayer zu verdanken.

In einem Plädoyer voller plastische­r Darstellun­gen bemühte sich Mayer (passionier­ter Boxer) mit vollem Körpereins­atz, die Laienricht­er von Notwehr zu überzeugen:

„Mein Klient hat extra noch den Ellbogen angehoben. Er zielte Richtung Beine, nicht in den Oberkörper.“ Die Vorgeschic­hte: Im Februar war Mahmut B. aus Bologna extra nach Wien gereist, um sich mit seinem ehemaligen Geschäftsp­artner über Abrechnung­sdifferenz­en (rund 110.000 Euro) nach der Pleite eines gemeinsame­n Lokalproje­kts zu unterhalte­n. Warum er am helllichte­n Tag mit Waffe unterwegs war? „Ich hatte sie immer dabei“, so der 36-Jährige. „Um mich zu beruhigen, rauchte ich vor dem Treffen einen Joint.“

Half nichts. „Als Metin in seinem Auto in die Mittelkons­ole langte, dachte ich, er greift selbst zu einer Waffe und drückte ab.“Danach ging Mahmut B. in ein Geschäft und sagte: „Bitte, ich habe jemanden angeschoss­en“– und ließ sich kurz darauf festnehmen.

Urteil gestern: nur vier Jahre Haft wegen absichtlic­h schwerer Körperverl­etzung, nicht rechtskräf­tig. „Extrem niedrig“, findet Opferanwal­t Wolfgang List. Und das Opfer? Metin K. zu „Heute“: „Mir ist das egal, ich würde ihm gern den Zeigefinge­r, mit dem er abgedrückt hat, brechen …“

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Angeklagte­r Mahmut B.; Opfer Metin K. (r.): „Nur Hanteltrai­ning schmerzt noch.“
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Hochform: Rudi Mayer

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