Österreicher kommt heute vor den U-richter
■ Rätsel von Ruinerwold ■ Familie versteckte sich vor der Welt
Sieben Personen – sechs Kinder und ihr kranker Vater – hausten neun Jahre versteckt auf einem Bauernhof, den der Österreicher Josef B. gemietet hatte. Warum die Familie sich verborgen hielt, ist ein Rätsel.
Ruinerwold, ein 2.800-Seelennest im niederländischen Drenthe. Moore und Heidelandschaft prägen die Provinz, Wind pfeift über das flache Land. Im Ortsteil Berghuizen steht der kleine Bauernhof, in dem sich eine siebenköpfige Familie jahrelang versteckte – die Brücke dorthin war gestern gesperrt, Tatortarbeiten
der Polizei dauerten an. Einziger Besucher auf dem Grund war stets der Österreicher Josef B., der den Hof gemietet hatte. Josef B. soll heute dem Untersuchungsrichter vorgeführt werden. Freiheitsberaubung und „Gefährdung der Gesundheit“wird ihm vorgeworfen. Er wurde festgenommen, weil er die Ermittlungen behinderte.
Aufgeflogen war die Familie, weil der älteste Sohn Jan Zon van D. (25) völlig verwahrlost im Dorfwirtshaus „De Kastelein“aufgetaucht war. „Fünf Bier hat er bestellt“, so Wirt Chris Westerbeek (27). Der junge Mann habe erzählt, dass er mit seiner Familie am Bauernhof seit Jahren in einer Art Isolationshaft lebe. Tatsächlich hatte
der Sohn aber Internetzugang. Seit Wochen führt er einen eigenen Facebook-account und postet eifrig. Die Polizei fand dann im Gehöft seine fünf Geschwister und den bettlägrigen Vater der Familie. Sie alle sprachen laut Ermittlern in ersten Befragungen in einer unverständlichen Fantasiesprache. Die Mutter soll schon 2004 gestorben sein. Kein Familienmitglied war bei den Behörden gemeldet. Ihre Lebensmittel baute die Familie selbst an. Josef B. arbeitete als Tischler und galt als schroffer Sonderling (siehe Story unten)