Sagt Olympiastar endlich Wahrheit?
Der ins Bodenlose gestürzte Doppel-olympiasieger Peter Seisenbacher lernt heute die Kehrseite der Medaille kennen: Als Justizflüchtling wird er in Handfesseln zu seinem Missbrauchsprozess geführt.
„Es scheint, es fehlt wer“– mit diesen Worten vertagte Richter Christoph Bauer am 19.12.2016 den Prozess gegen Peter Seisenbacher. Der Ex-judoka war nicht erschienen, entzog sich dem Verfahren durch Flucht nach Kiew.
Heute, 1.071 Tage später, nimmt Bauer ab 9.30 Uhr (den ganzen Tag live auf heute.at) einen neuen Anlauf. Der zweifache Olympiasieger und Träger des Goldenen Ehrenzeichens der Republik (das Gesetz sieht eine Aberkennung nicht vor) wird aus dem Gefängnis vorgeführt. Dort sitzt er seit 14. September in Untersuchungshaft – und empfindet laut der Judo-expertin
Nina Strasser das Orf-programm in seiner Drei-mann-zelle „als Strafverschärfung“.
Sein heutiges Programm: der Große Schwurgerichtssaal. 60 Kiebitze fasst dieser, es werden Platzkarten ausgegeben. Fotografen und Tv-teams fighten um die besten Bilder Seisenbachers. Der hat sein Gesicht längst durch die feige Flucht nach Osteuropa und seine Festnahme in Unterhosen verloren. Auch die Anklage – von der bisher wenig nach außen drang – ist eine Katastrophe für ihn.
Der Staatsanwalt lastet ihm an, zwischen 1997 und 2004 zwei Mädchen als Trainer sexuell missbraucht zu haben. „Die Sachen sind doch verjährt“, soll er bei der
Kripo einst gesagt haben. Nicht: „Alles frei erfunden.“Schlägt Seisenbacher heute zurück? Oder gesteht er reumütig? Und: Wie massiv belasten ihn die mutmaßlichen Opfer? Alles offen. Seisenbacher schwieg bisher beharrlich.
Die Frauen sagen unter Ausschluss der Öffentlichkeit, aber im selben Raum wie Seisenbacher, aus. Am 2. Dezember soll ein Urteil fallen. Peter Seisenbacher (auch sein Anwalt Bernhard Lehofer war einst Judoka) drohen bei seinem härtesten Kampf zehn Jahre Haft – und ORF-TV. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung