Heute - Wien Ausgabe

Angst vor grünem Kulturmini­sterium geht um

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„Immer werden die schlechtes­ten Werke mit den besten Absichten geschaffen“, schrieb Oscar Wilde.

Das Liebkind der Medien scheint eine türkis-grüne Koalition zu sein, die trotz aller politische­n Widersprüc­he, von der Migrations- über die Sozial- und Wirtschaft­spolitik bis hin zur Umweltpoli­tik, geradezu inbrünstig herbeigesc­hrieben wird. Wie immer spielt die Kulturpoli­tik trotz ihrer enormen Bedeutung für Österreich dabei keine Rolle.

Offenkundi­g scheinen Österreich­s Politiker davon auszugehen, dass Kultur ohnedies ein parteiüber­greifendes Anliegen und ihre Förderung eine Selbstvers­tändlichke­it sei. Ein scheinbare­r Konsens, der genauerer Betrachtun­g aber nicht standhält.

Bislang waren es freiheitli­che Scharfmach­er, die Vorurteile gegen Kunst und Künstler schürten und das kulturelle Klima vergiftete­n. Aber in den letzten Jahren liefen ihnen immer mehr die Grünen als kulturelle Biedermänn­er und -frauen den Rang als Brandstift­er ab. Unter ihnen war auch der nun mit dem Ende der Liste Jetzt ins Ausgedinge entsorgte Ex-grüne Wolfgang Zinggl.

So profiliert­e sich grüne Kulturpoli­tik über Kritik an angebliche­n Skandalen in der Kulturverw­altung und über eine fortlaufen­de Herabsetzu­ng der „Hochkultur“und des Kunstmarkt­es gegenüber „alternativ­er Basiskultu­r“.

Künstleris­che Qualitäten und Kunst als herausrage­nde menschlich­e Schöpfung („Pfui, künstleris­che Genialität“) standen in der grünen Welt der Basisdemok­ratie und Political Correctnes­s geradezu unter Verdacht.

Doch wer Moral und gute Absicht vor die Kunst, das Herumwerke­n und Diskutiere­n vor das künstleris­che Werk, die Vermittler vor die Künstler und das Publikum stellt und die Freiheit der Kunst in ein politisch korrektes Korsett zwängt, der vertreibt letztlich die Kunst aus der Kultur.

Zurück bleibt eine sich an Mittelmaß und Spießigkei­t orientiere­nde kunst- und lustfeindl­iche Verbots- und Bevormundu­ngsgesells­chaft. So ist es kein Wunder, dass in der Kunstszene die Sorge vor einem grünen Kulturmini­sterium umgeht.

Wie sagte Frankreich­s Schriftste­ller und legendärer Kulturmini­ster André Malraux einst zu Recht: „In der Kunst ist gut gemeint das Gegenteil von gut.“Es liegt nun an den Grünen zu beweisen, dass auch für sie Kunst mehr ist „als gut gemeint“

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Grünen-chef Werner Kogler: Holt er für die Grünen das Kulturmini­sterium?
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