Heute - Wien Ausgabe

„Anspruch & Stil muss Austria übermalen“

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Violette Krise! Andreas Ogris ist ein Ur-austrianer. 276 Mal spielte er für die „Veilchen“, 99 Tore schoss er. Im „Heute“-interview spricht der 55-Jährige über Fehler, Schuldige und die einzige Chance der Austria.

„Heute:“Die Austria ist derzeit im Abstiegs-play-off: Darf das sein?

Ogris: „Nach meiner Anschauung nicht. Vom Budget her sind wir Top 3. Da sind wir aber weit weg. Die Tabelle lügt nicht. In den letzten zwei Jahren wurden viele Dinge falsch gemacht.“Was konkret?

„Die Entscheidu­ngsträger haben einfach falsch eingekauft. Wir haben in den letzten drei Transferpe­rioden nie Spieler geholt, die uns weiterhelf­en. Wir holen Spieler, die wir entwickeln sollen. Die Zeit haben wir nicht.“Sie wurden 2019 als Trainer der Young Violets entlassen, sprechen aber in Wir-form über die Austria.

„Meine Beurlaubun­g ist okay. Ich sagte damals: Wenn wir diesen Weg weitergehe­n, kriegen wir Probleme. Das wollte keiner hören. Ich habe recht behalten. Das macht mich nicht happy, weil ich violett bis in die Knochen bin. Die aktuellen Entscheidu­ngsträger muss ich nicht gut finden.“

Die Fans haben ihren Schuldigen gefunden: Markus Kraetschme­r. Wie viel Schuld hat er?

„Er ist der oberste Chef, Entscheidu­ngsträger mit Hensel und Muhr. Wenn der Herr Kraetschme­r sich anmaßt, bei Spielertra­nsfers mitzureden, schaut es nicht gut aus. Er ist, was die Finanzen betrifft, wahrschein­lich einer der Fähigsten. Aber er darf sich nicht anmaßen, weil er 30 Jahre Fan ist, dass er sich im Fußball auskennt. Das tut er nicht. Das ist die Wahrheit.“Ist die sportliche Krise eine Charakter- oder Qualitätsf­rage?

„Beides. Der eine kriegt es qualitätsm­äßig nicht hin. Der andere ist sich nicht bewusst, dass das Wasser bis zum Hals steht. Sie verlassen sich auf das untere Play-off. Das ist gefährlich. Andere Vereine sind das gewöhnt, die Austria nicht. Schöner Fußball hilft da nicht. Auf der Geschäftss­telle liest du von Anspruch und Stil. Das müssen sie übermalen, es haut nicht mehr hin. Dem Austrianer, der ins Stadion kommt, wurde man in Sachen Anspruch und Stil in den letzten Jahren nie gerecht.“Gibt jeder Spieler 100 Prozent?

„Ja, aber das ist nicht bei jedem

ausreichen­d für die Austria.“Haben Sie Kontakt zum Klub?

„Nein, Gott sei Dank nicht.“Mit Peter Stöger?

„Wir sind 30 Jahre Freunde,

waren Zimmerkoll­egen. Ich habe öfter mit ihm in einem Bett geschlafen als mit meiner Frau. Wenn wir uns treffen, reden wir nicht über die Austria. Der Peter weiß genau, was zu tun ist.“Was ist zu tun?

„Peter ist die einzige Chance, die die Austria hat. Nur er kann neue Sponsoren finden, nur so können wir uns erfangen. Immer mehr Fans hinterfrag­en Peter, aber er ist wichtig. Wegen der frischen Luft kommt keiner zur Austria.“

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Andreas Ogris

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