Zwangsheirat: „Mädchen in Wien werden immer jünger“
Der Verein „Orient Express“betreut Mädchen, die von einer Zwangsheirat bedroht sind. Weil sie immer jünger werden – schon 70 Prozent sind minderjährig –, sollen bald 15-Jährige aufgenommen werden.
Als ihre Eltern herausfanden, dass Armina (18) heimlich einen Freund hat, verboten sie ihr nicht nur den Kontakt, sie arrangierten auch eine Ehe mit einem weit älteren, der jungen Tschetschenin
fremden Mann. In letzter Sekunde flüchtete Armina, wandte sich an den Verein „Orient Express“, der jungen Frauen im Alter von 16 bis 24 Jahren Hilfe und in einer geheimen Notwohnung Schutz bietet. Einige Monate lebte sie in einer Notwohnung, dann wechselte sie die Schule, zog in ein anderes Bundesland. Jetzt führt sie ein eigenständiges Leben in einer betreuten WG.
Die Zahl der wie Armina von Zwangsheirat bedrohten Mädchen und jungen Frauen in Wien steigt laut Selma Demir von
„Orient Express“stetig an. 2018 suchten 123 Opfer persönlich in der Beratungsstelle Hilfe, 2019 waren es bereits 139. 36 (2018) bzw. 40 (2019) wurden in einer Schutzeinrichtung untergebracht. Auch die Zahl der Beratungen stieg von 402 auf 456 an.
Die Klientinnen werden immer jünger, so Demir: „Früher waren 70 Prozent volljährig und 30 Prozent minderjährig. Jetzt ist es genau umgekehrt.“Derzeit läuft daher ein Ansuchen bei der Kinderund Jugend-hilfe, das Mindestalter für die Aufnahme auf 15 Jahre herabzusetzen. Infos: www.orientexpress-wien.com