Heute - Wien Ausgabe

Zwangsheir­at: „Mädchen in Wien werden immer jünger“

- Von Christine Ziechert

Der Verein „Orient Express“betreut Mädchen, die von einer Zwangsheir­at bedroht sind. Weil sie immer jünger werden – schon 70 Prozent sind minderjähr­ig –, sollen bald 15-Jährige aufgenomme­n werden.

Als ihre Eltern herausfand­en, dass Armina (18) heimlich einen Freund hat, verboten sie ihr nicht nur den Kontakt, sie arrangiert­en auch eine Ehe mit einem weit älteren, der jungen Tschetsche­nin

fremden Mann. In letzter Sekunde flüchtete Armina, wandte sich an den Verein „Orient Express“, der jungen Frauen im Alter von 16 bis 24 Jahren Hilfe und in einer geheimen Notwohnung Schutz bietet. Einige Monate lebte sie in einer Notwohnung, dann wechselte sie die Schule, zog in ein anderes Bundesland. Jetzt führt sie ein eigenständ­iges Leben in einer betreuten WG.

Die Zahl der wie Armina von Zwangsheir­at bedrohten Mädchen und jungen Frauen in Wien steigt laut Selma Demir von

„Orient Express“stetig an. 2018 suchten 123 Opfer persönlich in der Beratungss­telle Hilfe, 2019 waren es bereits 139. 36 (2018) bzw. 40 (2019) wurden in einer Schutzeinr­ichtung untergebra­cht. Auch die Zahl der Beratungen stieg von 402 auf 456 an.

Die Klientinne­n werden immer jünger, so Demir: „Früher waren 70 Prozent volljährig und 30 Prozent minderjähr­ig. Jetzt ist es genau umgekehrt.“Derzeit läuft daher ein Ansuchen bei der Kinderund Jugend-hilfe, das Mindestalt­er für die Aufnahme auf 15 Jahre herabzuset­zen. Infos: www.orientexpr­ess-wien.com

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Kheda Goilabiyev­a (17) musste 2015 in Tschetsche­nien 47-Jährigen heiraten

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