Mahrer: „Gesundheitsminister muss Entscheidungen treffen“
Am Montag berät die Regierung darüber, ob Österreich aufgesperrt werden soll. Harald Mahrer plädiert im Interview für eine sanfte Öffnung. Der Wirtschaftskammer-präsident über seine Teststrategie, den Valentinstag und warum Homeoffice kein „Arbeitskerker“sein darf.
Wann wurden das letzte Mal getestet?
Harald Mahrer: Heute. Wir haben eine eigene Teststraße. Über 95 Prozent aller Mitarbeiter, die im Büro arbeiten, lassen sich jeden Tag testen.
Ist von noch viel übrig?
Mahrer: Nach dem 50. Test gewöhnt man sich daran.
Spontan gefragt: Den wievielten Lockdown haben wir?
Mahrer: Das hängt davon ab, ob wir von einem harten oder weichen sprechen.
Was ist das derzeit?
Mahrer: Ein harter Lockdown. Die Geschäfte haben seit fast drei Monaten zu.
Wie nennen Sie das, wenn der Lockdown weitergeht?
Mahrer: Arbeitsplatz-vernichtung, wenn es Richtung Ostern geht.
Sie
Ihrer Nase
Aber kann man derzeit gefahrlos aufsperren? Mahrer: Ja, da sind wir mit den Sozialpartnern einig. Es gibt Sicherheitskonzepte, Ffp2masken, Testungen und es wird geimpft.
Aber die Zahlen gehen nicht runter.
Mahrer: Das tun sie nach einem längeren Lockdown in fast keinem Land. Aber sie schießen auch nicht nach oben.
Was soll aufsperren?
Mahrer: Es soll eine sanfte Öffnung für Handel und persönliche Dienstleister geben, vom Modegeschäft bis zum Friseur, etwa auch die Blumengeschäfte, es kommt der Valentinstag.
Was bedeutet denn sanfte Öffnung?
Mahrer: Ffp2-masken, Sicherheitskonzepte und die gewohnte Beschränkung, wie viele Menschen
in ein Geschäft dürfen. Es muss eine schrittweise Öffnung geben.
Die Gastronomie aber soll zu bleiben?
Mahrer: Da hat die Regierung frühzeitig kommuniziert, dass es vor März keine Öffnung geben wird. Diese Klarheit war wichtig.
Was passiert, wenn am 8. Februar nichts aufgeht?
Mahrer: Jede Woche Lockdown kostet 1,1 Milliarden Euro. Wenn man alle Zusatzeffekte mitrechnet, sind es 1,7 Milliarden.
Wie sehen Sie die Stimmung in der Bevölkerung?
Mahrer: Es gibt eine Pandemiemüdigkeit. Mir macht auch die psychologische Seite Sorgen.
Ist die Mehrheit für
Öffnung?
Mahrer: Wir fragen die Stimmung regelmässig ab, die aktuellen Ergebnisse habe ich heute bekommen. 72 Prozent sind dafür, dass Handel und Dienstleister am 8. Februar aufsperren dürfen.
Eine Impfung könnte das auch beschleunigen.
Mahrer: Ja, vor allem weil die Impfbereitschaft explodiert. Vor Weihnachten wollten sich nur 51 Prozent „sicher“oder „eher“impfen lassen, jetzt sind es schon 70 Prozent.
Es sind halt entscheidende Wochen.
Mahrer: Nicht die Wochen entscheiden, der Gesundheitsminister muss Entscheidungen treffen
Ich muss wohl nicht fragen, ob Sie mit der Homeoffice-lösung zufrieden sind, oder? Mahrer: Ich finde, es wurde eine sehr gute Lösung gefunden. Wichtig war die Freiwilligkeit, Homeoffice soll kein Arbeitskerker sein