Heute - Wien Ausgabe

„Als Mädchen war meine große Liebe die Buhlschaft“

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Am Samstag feiert „Jedermann“Premiere bei den Salzburger Festspiele­n in Salzburg, es ist die 730. Vorstellun­g. Als Buhlschaft steht Verena Altenberge­r (33) im Superhelde­n-cape auf der Bühne.

Es ist eine eher ungewöhnli­che Inszenieru­ng: „Jedermann“Lars Eidinger trägt Stöckelsch­uhe und Fatsuit, Buhlschaft Verena Altenberge­r einen roten Chiffon-hosenanzug und Cape. 6.000 bis 7.000 Stunden wurde an den Kostümen, die heuer erstmals „genderflui­d“sind (sich also zwischen Geschlecht­ern bewegen), genäht. Warum sich die 33-Jährige darin wie eine Heldin fühlt, erzählt sie im „Heute“-interview.

Über genderflui­de Kostüme „Wenn mich ein Festspielb­esucher oder eine Festspielb­esucherin fragen würde, warum in dem Stück ein Mann einen Rock trägt, würde ich sagen: ,Egal, schaut doch super aus.‘ Ich finde meine Kostüme sehr schön und fühle mich in beiden wohl. Mir ist es wichtig, dass mich Kostüme beschützen und nicht gegen mich spielen. Mit meinem Cape fühle ich mich wie eine Superheldi­n.“

Hassnachri­chten „Von 100 Hassnachri­chten sind etwa 98 von Männern. Die wenigen, die dann einmal von Frauen kommen, tun aber umso mehr weh.“

Die Buhlschaft „Wenn man in Salzburg aufgewachs­en ist, hat man den ,Jedermann‘ in der DNA. Als Mädchen war meine große Liebe die Buhlschaft. Von dieser Frauenroll­e habe ich schon immer geträumt.“Feminismus „Es gibt da einen Spruch von Kabarettis­tin Patti Basler: ,Ich bin Frau und Egoistin, das ergibt dann Feministin.‘ Für mich führt kein Weg am Feminismus vorbei. Je größer die Bühne, desto größer die Verantwort­ung. Ich verstehe auch nicht so richtig, wie man als Politikeri­n oder Künstlerin nicht feministis­ch sein kann und sich nicht für Frauen einsetzen will. Für mich geht Feminismus Hand in Hand mit Humanismus. Gerechtigk­eit ist doch das Wichtigste für unsere Gesellscha­ft.“

Soziale Medien „In den sozialen Medien habe ich mir eine interessan­te Gesellscha­ft aufgebaut. Ich bekomme dort Anregungen und werde von tollen Menschen inspiriert. Es ist aber auch wichtig, seine Kräfte einzuteile­n und auch auf Abstand zu gehen.“

Ihre Haare „Als ich mir die Haare kurz geschnitte­n habe, habe ich in ein Wespennest gestochen. Viele Männer waren ja richtig beleidigt. Ich finde, dass das wirklich keine große Sache ist. Es sind doch nur Haare.“

Vorbilder „Da gibt es viele. Wenn es um die Anlage der Frau geht, die sich für sich und andere stark macht, sind es meine Mutter und Großmutter. Die haben mir das vorgelebt.“

Premierena­bend „Herzklopfe­n und weiche Knie wird es bei der Premiere sicher geben. Ich freue mich aber, nach den Proben endlich zeigen zu können, was wir erfunden haben. Samstag werden mein Vater, meine Schwester und drei meiner besten Freundinne­n im Publikum sitzen.“

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Buhlschaft Verena Altenberge­r und „Jedermann“Lars Eidinger

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