„Ich bin ein Typ, den es nicht oft gibt“
Tennis-nummer-1 Rodionov zu „Heute“über Thiem, Alcaraz und Ex-trainer
„Heute“: Sie sind Österreichs neue Nummer 1 im Tennis – vor Dominic Thiem. Wie ist das?
Jurij Rodionov: „Es ist ein Meilenstein. Ich dachte, ich muss in die Top 30 kommen, um eine Chance zu haben. Dass es passiert, weil sich Dominic verletzt, trübt das Ganze. Meine Ansprüche sind höher. Es ist bitter, dass kein Österreicher in den Top 100 ist. Das ist kein Ruhmesblatt.“
Was fehlt Ihnen für die Top 100? „Ich habe einen großen Schritt gemacht, bin dank Erfahrungen und Niederlagen reifer geworden. Ich glaube, das hilft mir, die Top 100 zu knacken. Was mir fehlt, ist die Konstanz. Ich bin auch da am richtigen Weg. Jetzt kommt Paris, meine Form ist gut. Ich will dort so weit wie möglich kommen.“*
Sie trennten sich von Vater Thiem und zuletzt von Günter Bresnik als Trainer. Warum?
„Es gab Meinungsverschiedenheiten, wo mein Spiel hingehen soll. Ich bin ein Spielertyp, den es nicht so oft gibt. Ich spiele sehr aggressiv, halte die Punkte kurz, habe viele Varianten. Das kam mir zu kurz, wurde zu wenig gefördert. Die Trennungen haben nichts mit Mut zu tun. Sie spiegeln aber meinen Charakter wider. Wenn etwas trotz harter Arbeit und Engagement nicht funktioniert, gehe ich neue Wege.“
Wie geht es mit Thiem weiter?
„Die Zeit heilt alle Wunden bei
Dominic. Hat er wieder Vertrauen in seine Hand, kommt er zurück. Ob das zwei Wochen dauert oder sechs Monate, weiß ich
von Martin Huber
nicht. Ich habe unter seinem Vater ab und zu mit ihm trainiert. Wir sind zu unterschiedlich, dass ich mir was abschauen konnte.“
Sie schlugen Jungstar Carlos Alcaraz 2019. Ihre Erinnerung?
„Ich kann mich an das Feuer in den Augen vor dem Match erinnern. Es war in Mallorca. Er war 17, körperlich nicht so weit, er hatte noch Schwächen. Er grüßte mich gar nicht. Das ist nicht negativ gemeint. Er hat mich gar nicht wahrgenommen. Seine Augen schauten ins Leere. Ich habe so etwas ganz selten erlebt. Er wollte einfach nur gewinnen.“
„Alcaraz grüßte nicht, selten so etwas erlebt“Jurij Rodionov