Heute - Wien Ausgabe

Bresnik: „Debatte über Thiem absurd“

Ex-trainer des Tennis-stars über aktuelle Krise und Jungstar Alcaraz

- von Martin Huber

„Heute“: Sechs Spiele, noch kein Sieg. Wie verfolgen Sie das Tennis-comeback Ihres Exschützli­ngs Dominic Thiem?

Günter Bresnik: „Ich sage für ein Match von ihm kein Abendessen ab, aber ich verfolge es. Dominic ist ein 700-Ps-porsche, der derzeit nur 500 PS hat. Aber er wird wieder in die Gänge kommen.

Ich sehe keinen Grund, dass er nicht wieder in die Top 20 kommt. Die geführte Debatte über ihn ist absurd.“

Was daran genau?

„Nehmen wir die Vorhand her. Er hat derzeit eine Sperre bei der Vorhand, die wird sich aber lösen. Er hat sich bei diesem Schlag verletzt, braucht das Handgelenk. Ich hatte Dominic 17 Jahre an der Kittelfalt­e. Er hat nichts beim ersten Mal gekonnt. Die Vorhand ist jetzt wie neu. Aber beim fünften, sechsten, zehnten Mal funktionie­rt es. Dann verlernt er es nicht mehr. Das ist seine große Stärke.“Also eh alles in Ordnung. „Nein. Er hat ein Zeitfenste­r, das für ihn angerichte­t war, nicht genutzt. Sportlich hat er zwei, drei Jahre verloren. Menschlich weiß ich es nicht. Ecken sind in

Karrieren aber nie gut.“

Fast alle außer Nadal, Djokovic oder Federer haben sie.

„Ja, weil früh Ablenkunge­n ausprobier­t werden, weil Follower wichtiger sind als Titel. Weil die Suderei von außen losgeht: ,Ist es nicht zu hart?‘ Weil Frauen aus Männern Narren machen. Bitte nicht falsch verstehen. Ich bin ein Frauenrech­tler, habe vier Töchter. Aber eine Frau kann mit einem Satz zerstören, was ich vorher zehn Stunden eintrichte­rte.“

Gewinnt Carlos Alcaraz Paris? „Er zählt zu den Top-favoriten. Djokovic schlug er zuletzt mit seinen Waffen. Er lief die Bälle raus, überspielt­e ihn. Er ist angstbefre­it, technisch top, wahrschein­lich der beste Athlet. Die größte Stärke sind die schnellen Beine. Sein Fleiß grenzt an Nadal-dimensione­n. Ich glaube nicht, dass er die Fehler von Thiem oder Zverev machen wird. Zieht er das mit Coach Ferrero durch und verletzt sich nicht, gehören die nächsten Jahre ihm.“

Wie läuft es mit Gael Monfils? „Er ist 2022 super gestartet. In Indian Wells schlug er die Nummer eins, dann ist das mit dem Tennis eingeschla­fen. Er wird Vater, Familie ist ihm wichtiger. Ich kritisiere das nicht, es ist sein Leben. Wir telefonier­en trotzdem jeden Tag über eine Stunde, nur geht es dabei halt nicht um Tennis.“

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Günter Bresnik „Sportlich hat er zwei, drei Jahre verloren“
 ?? ?? Bresnik über Monfils: „Es ist sein Leben.“
Bresnik über Monfils: „Es ist sein Leben.“
 ?? ?? Bresnik über Alcaraz: „Zukunft gehört ihm“
Bresnik über Alcaraz: „Zukunft gehört ihm“
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Bresnik über Thiem: „Derzeit nur 500 PS“

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