Heute - Wien Ausgabe

„Abzocke, Sklaverei“: Amazon-fahrer rechnet mit Job ab

- Von Christian Tomsits

In „Heute“spricht jetzt ein Wiener Ex-fahrer für Amazon drastisch über unzumutbar­e Arbeitsbed­ingungen, sehr fragwürdig­e Zeitdokume­ntation und eine besonders dreiste Bonus-abzocke.

Im Konzern des superreich­en Jeff Bezos sind die meisten Mitarbeite­r wohl arm dran. Besonders bitter traf es kürzlich den Wiener Markus B. (21, Name geändert). Er begann am 19. Oktober 2023 für ein Logistikun­ternehmen zu arbeiten, das ausschließ­lich für Amazon Pakete ausliefert. Dann wurde es wirklich heftig: Er stellte in der Vorweihnac­htszeit bis zu 240 Packerl mit 80 Zustelladr­essen zu – pro Tag.

„Um 8.30 Uhr musste ich am Amazon-gelände sein. Anmelden durfte ich mich zur Arbeit aber erst um 9.18 Uhr, dann begann ich Pakete einzuschli­chten. Offiziell frei schaltete mich Amazon aber erst ab 11 Uhr.“

Dadurch sei die Regelarbei­tszeit bis 19 Uhr ausgedehnt worden. Überstunde­n wurden keine gezahlt. Fünf Tage nach dem aufreibend­en Weihnachts­geschäft wurde er gekündigt. Das überrasche nicht: Amazon kürze nach dem Mega-geschäft um die Feiertage einen großen Teil seiner Aufträge bei Subunterne­hmen, weiß die Arbeiterka­mmer. „Das ist alles reinste Abzocke und Ausbeutung von Leuten – moderne Sklaverei!“, ärgert sich Markus B.

Einen allen Mitarbeite­rn versproche­nen Weihnachts­bonus von 500 Euro bekam er nicht.

Der unglaublic­he Grund: Er habe um vier Wochen zu lange (!) bei Amazon gearbeitet, denn der Bonus werde nur als Ansporn für Neuangeste­llte, die ab dem 15. November beginnen, ausbezahlt.

Amazon schiebt auf Nachfrage alles auf Subunterne­hmer

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Markus B. bei der Arbeit in Wien
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Völlig voll: sein Lieferwage­n

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